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Islam öffnet sich Moderne

Jeder dritte Muslim ist in einem Moscheeverein organisiert. Milli Görüs interessiert nur eine Minderheit

BERLIN taz ■ Das Islamverständnis der rund 3,2 Millionen Muslime in Deutschland entwickelt sich zunehmend zu einem von der westlichen Moderne geprägten Euroislam. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Befragung, die das Essener Zentrum für Türkeistudien im Auftrag des Innenministeriums unter 2.000 Türken durchführte und gestern in Berlin vorstellte.

Grundlage eines Euroislam seien dabei die Ablehnung des islamischen Rechts, die Zustimmung zur demokratisch-pluralistischen Grundordnung und die Trennung von Staat und Religion, erläuterte der Direktor des Zentrums, Faruk Sen. In der Summe sei dies zwar derzeit noch nicht Realität, aber es gebe deutliche Anzeichen, dass die Entwicklung in diese Richtung gehe.

Die Studie förderte zwei überraschende Ergebnisse zutage. Nicht rund 10 Prozent der Muslime sind wie bislang angenommen in Moscheevereinen organisiert, sondern 36 Prozent. Zweitens: Bedeutung und Einfluss der „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ (IGMG) sind weit geringer als von ihr selbst behauptet. Nur 3 Prozent aller Muslime sind in der islamistischen IGMG organisiert. Weit wichtiger ist die von Ankara kontrollierte Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), die bislang im Gegensatz zur IGMG im deutsch-muslimischen Dialog ignoriert wurde. Mehr als 72 Prozent aller organisierten Muslime fühlen sich von Ditib vertreten, die für eine klare Trennung von Staat und Religion eintritt.

EBERHARD SEIDEL

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