: Karin Röpke ist trotzdem erste Wahl
Es entspricht dem Regierungsstil von Henning Scherf, dass er mit der Versicherung, die SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Karin Röpke sei seine „Wunschkandidatin“ für die Nachfolge von Hilde Adolf, über Nacht an die Öffentlichkeit geht und alle damit überrumpelt, nicht zuletzt die Bremerhavener Genossen.
Jeder weiß, dass Karin Röpke nicht als erste gefragt wurde, dass es da also vorher andere „Wunschkandidatinnen“ gab. Aber was soll's, nachdem alle anderen abgesagt haben, ist Röpke eben sein Wunsch. Nach so vielen Wochen kann Scherf sicher sein, dass andere Namen, insbesondere aus Bremerhaven, nicht ins Spiel gebracht werden können. Insbesondere dann nicht, wenn Röpke offiziell zu seiner „Wunschkandidatin“ gekürt ist.
Dabei ist Röpke eine richtig gute Wahl, die es verdient hätte, als Erste gefragt zu werden. Ihre Laufbahn ist ungewöhnlich für ein Regierungsamt, sie hat weder eine Abteilung geleitet noch die politische Ochsentour in der SPD hinter sich gebracht. Aber ansonsten ist sie mit allen Wassern gewaschen. Scherf weiß das am besten, da sie ihm in den letzten Jahren hin und wieder im Namen der SPD-Fraktion deutlich widersprochen hat. Also eine kompetente, selbstbewusste und politisch erfahrene Frau.
Nur einen Nachteil hat sie: Geboren ist sie im Bremer St.-Jürgen-Krankenhaus, nicht in Bremerhaven. Das werden die Bremerhavener SPD-Genossen anderthalb Jahre lang ertragen müssen.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen