piwik no script img

Union lehnt Zuwanderungsgesetz im Bundestag abStoiber: So gewinne ich die Wahl

Meine Feinde:

DER KANZLER: Gerhard Schröder ist wieder in Form. Er griff gestern überraschend im Bundestag ein. Der Kanzler will das Zuwanderungsgesetz – unbedingt. Und wenn er es nicht bekommt, will er, dass Stoiber als Blockierer dasteht.

DIE KIRCHEN: Ob evangelische Bischöfe oder katholische Kardinäle – die Kirchenoberen wenden sich von den christlichen Parteien mit Unverständnis ab. Berlins Kardinal Georg Sterzinsky nannte die Unions-Forderungen „eine Schande“.

DIE CDU-ABWEICHLER: Rita Süssmuth, Heiner Geißler und Christian Schwarz-Schilling – unter Helmut Kohl allesamt Minister – stimmten gestern zusammen mit SPD und Grünen. Sie halten das Zuwanderungsgesetz für gut – und notwendig.

DIE SPD: Innenminister Otto Schily ging gestern die Union scharf an: „Sie haben panische Angst vor einem Konsens“, schrie er im Bundestag. „Sie sind ja nicht mal in der Lage, sich die Bretter vor ihren Köpfen abzumontieren!“

DIE INDUSTRIE: Früher als alle anderen forderte die Wirtschaft ein Einwanderungsgesetz. Immer wieder appellierten Bosse an die Union. „Wir können uns diese Blockade nicht leisten“, schimpft BDI-Chef Michael Rogowski.

DIE UNO: UN-Flüchtlingskommissar Ruud Lubbers drängte immer wieder auf einen besseren Schutz vor nichtstaatlicher Verfolgung. Der UNHCR-Vertreter in Deutschland begrüßte das Zuwanderungsgesetz gestern als „vernünftigen Ausgleich“.

DIE GRÜNEN: Für den Kompromiss mit der SPD haben sie noch einmal zurückgesteckt – jetzt sind sie sauer auf die Union. Fraktionschefin Kerstin Müller warf ihr gestern vor, einen Wahlkampf gegen Ausländer machen zu wollen.

DIE GEWERKSCHAFTEN: Nachdem der „Vorrang für deutsche Arbeitnehmer“ klargestellt wurde, setzen sich auch Spitzengewerkschafter wie DGB-Vizechefin Ursula Engelen-Kefer für das rot-grüne Zuwanderungsgesetz ein.

DIE PDS: Petra Pau, die stellvertretende Fraktionschefin, begründete gestern die Ablehnung ihrer Partei im Bundestag. Aber im Ernstfall würde das Zuwanderungsgesetz im Bundesrat nicht an der PDS scheitern.

Meine Freunde:

Die Fraktion: Friedrich Merz.

Die Partei: Angela Merkel

JENS KÖNIG, LUKAS WALLRAFF

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen