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Rosarotes Rathaus

Ein weißblaues Phänomen: Münchens OB Ude ist beliebter als Stoiber

MÜNCHEN taz ■ Glaubt man einer zwei Monate alten Umfrage, ist Christian Ude in Bayern sogar beliebter als Edmund Stoiber. Im Münchner Rathaus sitzt der SPD-Überflieger jedenfalls noch fester im Sattel als der CSU-Chef in der Staatskanzlei. Udes Sieg bei der Oberbürgermeisterwahl fiel mit 64,5 Prozent sensationell hoch aus, obwohl er diesmal einen grünen Gegenkandidaten hatte.

Viele bayerische Sozialdemokraten drängten den 54-Jährigen vor zwei Jahren dazu, nach dem Rückzug von Renate Schmidt den Landesvorsitz zu übernehmen – vergeblich. Nur zögerlich übernahm er die kleine Rolle des kommunalpolitischen Sprechers. Im Bundestagswahlkampf will der Oberbürgermeister sogar nur in seiner Stadt auftreten.

Doch jetzt ist der Münchner SPD-Jubel grenzenlos, besonders über den Erfolg bei der Stadtratswahl. Vor der Wahl musste die SPD um ihre Mehrheit aus SPD, Grünen, Rosa Liste, ÖDP und „David contra Goliath“ zittern. Nach dem bisherigen Auszählungsstand legte die SPD stark auf über 44 Prozent zu, die Grünen leicht auf 10 Prozent. Die CSU stürzte auf 32 Prozent ab. Damit hat Rot-Grün eine überraschend deutliche Mehrheit und wird die mit zwölf Jahren älteste derartige Koalition fortsetzen.

Der Münchner SPD-Chef und Landtagsfraktionschef, Franz Maget, erklärte sich den Erfolg so: „Die Münchner SPD ist die Partei, die es am ehesten vermag, das Lebensgefühl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger wiederzugeben.“ Auch der geschlagene CSU-OB-Kandidat Hans Podiuk zeigte sich mit seinem Ergebnis von 29 Prozent zufrieden. Obwohl sein Wahlziel, die große Koalition, verfehlt wurde, will er weiter die Stadtratsfraktion führen. Ude hatte schon im Wahlkampf den CSU-Schmusekurs verspottet: „Ich muss den Gürtel schon deshalb enger schnallen, damit mir nicht dauernd ein Schwarzer unters Hemd schlüpft. So lieb sind sie geworden.“ OLIVER HINZ

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