: Geldregen für warmes Wasser
Der Markt für Solartechnik wächst kräftig. Mit staatlicher Förderung durch Bund und Länder lassen sich die Kosten drücken. Wenn die Modernisierung der Heizanlage sowieso ansteht, sind Kombiangebote reizvoll. Tipps von der Stiftung Warentest
Immer mehr Hausbesitzer begeistern sich für eine Solaranlage zur zentralen Warmwasserbereitung. Denn die Sonnenstrahlen gibt’s umsonst und die Betriebskosten sind niedrig. Auch technisch ist es längst kein Problem mehr, die Sonnenwärme vom Dach in den Warmwasserspeicher im Keller zu packen. Leistungsfähige Kollektoren und spezielle Speicher helfen dabei. Thermische Solaranlagen produzieren Wärme und unterscheiden sich so von Anlagen mit Solarzellen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln.
Auch die sonnenarmen Tage im Norden und Westen Deutschlands bedeuten dort kein Aus für die thermische Solarenergienutzung. Bundesweit scheint ausreichend Sonne. Der Markt für Solartechnik wächst deshalb auch kräftig. Allein im vergangenen Jahr wurden etwa eine Million Quadratmeter Solarkollektoren auf deutsche Dächer gehievt.
Selbst die energetische Amortisationszeit der Anlagen kann sich sehen lassen. Das ist die Zeit, die eine Energieerzeugungsanlage benötigt, bis sie die Energiemenge eingespart hat, die für ihre Herstellung, ihren Betrieb und ihre Installation benötigt wird. Sie ist nicht zu verwechseln mit der wirtschaftlichen Amortisation einer Anlage. Im aktuellen Test der Stiftung Warentest, die 16 Solaranlagen zur Warmwasserbereitung geprüft hat, lagen die energetischen Amortisationszeiten zwischen 18 und 27 Monaten. Demnach machten alle getesteten Anlagen einen Energiegewinn. Bei einer „Lebensdauer“ von über 20 Jahren kommt so eine beträchtliche Summe zusammen.
Für die solare Warmwasserbereitung sprechen also viele Argumente. Aber die kalte Dusche kommt mit der Wirtschaftlichkeit und den Investitionskosten der Solartechnik im eigenen Haus. Ein Beispiel: Ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht täglich 200 Liter warmes Wasser mit einer Temperatur von 45 Grad. Eine konventionelle (nicht solare) Anlage hat für diese Wassererwärmung einen jährlichen Energiebedarf von 4.220 Kilowattstunden. Das entspricht etwa 420 Liter Heizöl oder 420 Kubikmeter Erdgas.
Mit einer nach Süden ausgerichteten Kollektorfläche von rund 5 Quadratmetern, Anstellwinkel 45 Grad, und einem Speicher mit etwa 300 Liter Inhalt soll der Warmwasserbedarf im Sommer normalerweise vollständig gedeckt werden. Die übrige Zeit wird das Wasser von der Solaranlage vorgewärmt.
Dieser Musterhaushalt deckt also bis zu 60 Prozent des Energiebedarfs für Warmwasser durch die umweltschonende Solaranlage. Er spart demnach gut 250 Liter Heizöl oder 250 Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Bei den derzeit relativ niedrigen Öl- und Gaspreisen lassen sich damit zwischen 60 und 80 Euro jährlich einsparen.
Für eine Solaranlage für Warmwasser müssen für ein Ein- oder Zweifamilienhaus 5.000 bis 9.000 Euro investiert werden. Sie macht sich alles in allem erst in sehr langen Zeiträumen bezahlt. Es sind oft noch ökologische Gründe, die letztlich den Ausschlag für den Bau einer Kollektoranlage geben.
Die Berechnung verschiebt sich klar zugunsten der Solarenergie, wenn die Energiepreise drastisch steigen. Und langfristig ist mit kräftigen Preissteigerungen zu rechnen. Bei einer „Lebensdauer“ der Solaranlage von über 20 Jahren steht, wer sich schon heute für die solare Warmwasserbereitung entscheidet, dann plötzlich auf der Sonnenseite. Nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch.
Durch staatliche Fördermittel lassen sich die Investitionskosten drücken. Sie reichen vom zinsverbilligten Kredit über pauschale Zuschüsse bis hin zu prozentualen Zuzahlungen. Geldgeber sind Bund oder Länder. Auch einige Energieversorger sowie Städte und Kommunen unterstützen umweltbewusste Bürger.
Finanzspritzen vom Bund gibt es für Solarwärmeanlagen zurzeit zweierlei. So fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau sie mit einem Darlehen, das in den ersten 3 Jahren tilgungsfrei ist. Der effektive Jahreszins liegt derzeit bei 5,28 Prozent. Der Zinssatz ist bei maximal 20 Jahren Laufzeit für 10 Jahre festgelegt. Eine Kombination mit anderen Fördermitteln ist möglich.
Auf weitere Unterstützer muss verzichten, wer sich für das Programm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle entscheidet. Es legt für Flach- und Vakuumröhrenkollektoren 92 Euro pro Quadratmeter drauf, höchstens jedoch 25.000 Euro. Die Anlage sollte mindestens 350 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr erzeugen.
Beispiel: Geht man von einer Solaranlage mit 5 Quadratmeter Flachkollektoren plus 300 Liter Speicher aus, sind über dieses Programm vom Staat 460 Euro Fördermittel zu bekommen. Bei Anlagekosten plus Installation von rund 5.100 Euro trägt der Staat somit rund 9 Prozent. Zieht man diesen Anteil sowie die etwa 770 Euro ab, die eine Erneuerung des alten konventionellen Warmwasserspeichers kosten würde, muss man rund 3.870 Euro für diese Anlage aus eigener Tasche bezahlen.
Etwas Eile könnte sich bei den Bundesprogrammen bezahlt machen: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat zwar die Fördersumme für 2002 auf knapp 200 Millionen Euro verdoppelt; aber davon sind auch viele im vergangenen Jahr beantragte Anlagen zu finanzieren.
Die Förderprogramme der Bundesländer sind so vielfältig wie ihre Landschaften: Pauschale Finanzspritzen für Solarkollektoranlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern gibt es unter anderem in Nordrhein-Westfalen: 500 Euro pro Anlage und 75 Euro je Quadratmeter. Voraussetzung ist jedoch, dass die Sonnenkraft zusätzlich zum Heizen genutzt wird. Anteilig macht sich beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern für die Solarwärmenutzer stark: Das Land übernimmt immerhin bis zu einem Fünftel der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Höchstgrenze liegt hier für Einfamilienhäuser bei 1.030 Euro. Mit einem Kredit für die Hälfte der förderbaren Investitionskosten einer Solaranlage unterstützt Niedersachsen die Bürger.
Auch Kombiangebote sind reizvoll, zum Beispiel wenn ohnehin die Modernisierung der Heizanlage ansteht. Unter dieser Voraussetzung bezuschusst etwa die Berliner Gasag den Anlagenbau mit 125 Euro beziehungsweise 150 Euro pro Quadratmeter, je nach Kollektorart. Hier sind bis zu 5.000 Euro zu haben. Neben einer neuen und von ihr versorgten Erdgasheizung setzt die Gasag auch fünf Jahre Kundentreue voraus: Wer ihr vorher den Rücken kehrt, zahlt zurück.
Beim zuständigen Energieversorger anzuklopfen, lohnt sich also. Und ob Staat oder Kommune umweltbewusste Bürger unterstützen, lässt sich mit einem kurzen Anruf im Rathaus klären.
Ein paar Tipps für Hausbesitzer oder Bauherrn, die sich für die Solartechnik erwärmen:
1. Überlegen Sie bei der Planung sehr genau, welchen Warmwasserkomfort Sie tatsächlich brauchen. Einerseits garantiert eine große Warmwassermenge im Speicher, dass am Familienbadetag auch der letzte Warmduscher keinen Kälteschock bekommt. Andererseits erhöhen sich die Wärmeverluste im Speicher, je mehr Warmwasser ständig als Reserve dient, aber nur sehr selten gebraucht wird.
2. Holen Sie sich mehrere Kostenvoranschläge von Herstellern oder Handwerk ein. Vergleichen Sie die Gesamtkosten und die Möglichkeiten der unterschiedlichen staatlichen Förderungen sehr sorgfältig.
3. Klären Sie, ob sich verschiedene Förderprogramme kombinieren lassen und Antragstellung und Genehmigung vor Baubeginn erfolgen müssen.
4. Ziehen Sie Bauplan und Taschenrechner heran und lassen Sie sich von Architekt, Installateur oder den Energieagenturen der Länder beraten.
5. Informieren Sie sich über Steuervergünstigungen bei Ihrem Finanzamt. LOTHAR BECKMANN/ISABELLA EIGNER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen