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Zwei Kronprinzen schweigen sich an

Der Sohn des saudischen Königs und der Sohn des Golfkriegspräsidenten der USA hatten sich bei ihrem Treffen in Texas über die Eskalation in Nahost wenig Neues zu sagen. „Freundlich“ war das Gespräch zwischen Abdullah und George Bush, heißt es

aus Washington MICHAEL STRECK

Der intime Landsitz von US-Präsident George W. Bush im texanischen Crawford ist zum Symbol von Männerfreundschaft geworden. Wer hierher eingeladen wird, darf sich als enger Verbündeter schätzen. Nach Tony Blair und Wladimir Putin kam nun der saudi-arabische Kronprinz Abdullah. Sein Land gilt als einer der wichtigsten Partner der USA in der arabischen Welt. Bush brachte Vizepräsident Dick Cheney, Außenminister Colin Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice auf seine Ranch mit, was die Bedeutung des Treffens unterstreicht, das vor allem ein Ziel hatte: Die wachsenden Spannungen zwischen Amerika und der arabischen Welt zu verringern.

Neue Ansätze zur Entschärfung der Krise brachte die Begegnung offenbar nicht. Das „freundliche“ Treffen habe das enge Verhältnis Saudi-Arabiens und der USA bestätigt, sagte Bush. „Israel muss den Abzug aus den palästinensischen Gebieten abschließen; dazu gehört eine Lösung der Belagerung von Ramallah und Bethlehem auf eine gewaltlose Art“, meinte er. Die Palästinenser müssten ihrerseits „mehr tun, um den Terror zu stoppen“. Die USA und Saudi-Arabien vereine die Vision einer friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern.

Abdullah hatte vor dem Treffen einem Bericht der New York Times zufolge die USA vor „schwer wiegenden Konsequenzen“ für ihre Interessen in der Region gewarnt, sollte Bush seine Unterstützung für den israelischen Militäreinsatz gegen die Palästinenser nicht korrigieren. Der Kronprinz rückte nach den Worten seines außenpolitischen Beraters, Adel Jubeirs, nicht von der Forderung an Bush ab, mehr Druck auf den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auszuüben. Bushs jüngste Bemerkung, dass Scharon „ein Mann des Friedens“ sei, hätte viele arabische Regierungen erzürnt und würde selbst der israelische Premierminister nicht glauben, sagte der saudische Außenminister Saud Faisal.

Aus Frustration über die Nahostpolitik der USA gab es vor dem Treffen Gerüchte, Saudi-Arabien erwäge, sich dem Ölembargo Iraks anzuschließen. Irak hatte Anfang April aus Protest gegen das Vorgehen Israels in den Palästinensergebieten einen vierwöchigen Lieferstopp verfügt. Bush sagte, Saudi-Arabien habe öffentlich deutlich gemacht, dass es Öl nicht als Druckmittel einsetzen werde. Er erwarte, dass sich Saudi-Arabien an diese Erklärung halten werde. 17 Prozent der Ölimporte der USA stammen aus Saudi-Arabien.

Abdullah verließ Bushs Ranch ohne Kommentar. Sein Berater Jubeirs hatte vorab vor „ernsten Konsequenzen“ gewarnt, sollte Washington seine Rückendeckung für Israel im Nahostkonflikt nicht überdenken. Die Saudis bestreiten jedoch, dass sie einen Abzug der US-Streitkräfte aus ihrem Land fordern würden. Abdullah wird Bush auch ins Gästebuch geschrieben haben, dass ein Waffengang gegen Irak gegenwärtig keine Unterstützung findet.

Bush begrüßte nach dem Gespräch mit Abdullah wiederholt die Friedensinitiative des Kronprinzen vom vergangenen Februar, die auch von der Arabischen Liga unterstützt wird. Der Plan bietet Israel einen Friedensvertrag und normale Beziehungen mit allen arabischen Ländern an, wenn sich der jüdische Staat aus den seit 1967 besetzten arabischen Gebieten zurückzieht und einen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt akzeptiert.

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