: Walter W. greift durch
Innenstaatsrat tastet Autonomie der Polizei-Uni an. Hochschulleitung interne Kompetenzen entzogen
Innenstaatsrat Walter Wellinghausen (SPD) greift an der Polizei-Uni durch und in deren Autonomierechte ein: So dürfen sich künftig ProfessorInnen und DozentInnen nur noch vom Präsidialstab der Polizei von ihren Lehraufgaben freistellen lassen, bislang genehmigte dies die Hochschulleitung. Dabei nimmt die Behördenleitung durchaus Klagen der Betroffenen vor dem Verwaltungsgericht in Kauf.
Der Hintergrund: Nur noch drei der 17 festangestellten Lehrbeauftragten verrichten zurzeit ihr reguläres Stundenpensum von 18 Lehrstunden pro Woche. Die anderen haben sich wegen anderer Aufgaben teilweise freistellen lassen oder sich für andere wissenschaftliche Projekte abgemeldet. Einige geben daher nur noch sechs Wochenstunden, andere gerade mal zehn Einheiten. „Eine Rechtsgrundllage für die Ermäßigungspraxis gibt es nicht“, so Innenbehörden-Sprecher Hartmut Kapp.
Wellinghausen geht es bei seinem Durchgreifen weniger ums Kostensparen oder die Qualität der Ausbildung. Das hat seine Position bei den Schummelexamen der KommissarsanwärterInnen gezeigt. Obwohl die Innenbehörde früh von dem Klausurenverrat gewusst hatte, waren die Prüfungen nicht gestoppt worden. Erst als die Medien davon Kenntnis bekamen, hatte Wellinghausen die Notbremse gezogen und die Arbeiten nochmals schreiben lassen – zum selben Thema.
Nach Meinung von Polizeiinsidern ist in Wellinghausens Maßnahme der erste Schritt zu sehen, die Fachhochschule umzustrukturieren und stärker unter die Fittiche der Polizeiführung zu bekommen. Im Klartext: Wissenschaftliche Hochschul-Schwerpunkte sollen in den Hintergrund rücken, externe wissenschaftliche Kräfte reduziert und stattdessen „Lehrerkräfte in Anstellung“ eingestellt werden. Und Führungsbeamte aus dem Apparat sollen wieder mehr Einfluss erhalten. KVA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen