: Keine Patentrezepte!
Tatiana Lima Curvello leitet das Projekt „Transfer interkultureller Öffnung“
taz: Was versteht man unter interkulturelle Öffnung der Verwaltung?
Tatiana Lima Curvello: Interkulturelle Öffnung bedeutet, dass sich die Verwaltungen an die veränderte Realität anpassen müssen: Deutschland ist ein Einwanderungsland, fast 12 Millionen Menschen nichtdeutscher Herkunft leben bei uns. Die Verwaltung muss sich deshalb auf Kunden mit anderem kulturellem Hintergrund einstellen. Die Mitarbeiter müssen die Probleme, Bedürfnisse und Ressourcen ihrer Zielgruppe kennen.
Warum müssen Verwaltungen auf Minderheiten zugehen?
Vielfach erreicht man die Migranten sonst nicht. Ein Beispiel: Im Kindergarten wird ein Flugblatt mit Infos verteilt. Für türkische Eltern kann das völlig sinnlos sein, weil sie unter Umständen das Flugblatt nicht lesen können. Die Mitarbeiter sollten solche Probleme kennen und eine Strategie dagegen entwickeln. Sonst bekommen sie keinen Kontakt zu türkischen Eltern.
Heißt das, Mitarbeiter in Verwaltungen müssen alle in Deutschland vertretenen Minderheiten in all ihren Besonderheiten kennen und verstehen?
Natürlich nicht. Die Wirtschaft hat uns gezeigt, wie interkulturelle Öffnung funktionieren kann: Banken und Apotheken beschäftigen in Bezirken mit hohem Ausländeranteil Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, und zwar aus den Einwanderungsgruppen, die im Bezirk überdurchschnittlich vertreten sind. Die Verwaltungen müssen selbst herausfinden, welches Wissen ihre Mitarbeiter brauchen, um sich interkulturell zu öffnen. AH
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