: Keiner will aus Fehlern lernen
Die Kirch-Pleite wird keine medienpolitischen Folgen haben, befürchten Experten in Köln
KÖLN taz ■ Während in München gestern die Gläubiger der früheren Kirch-Kerngesellschaft im eigens gegründeten Gläubigerausschuss zusammentrafen, versuchte man beim Kölner Medienforum, Konsequenzen aus der größten Firmenpleite der Republik zu formulieren. Ernüchterndes Fazit: Fernsehbranche und Medienpolitik sperren sich, Konsequenzen aus dem Untergang des Kirch-Imperiums zu ziehen.
„Man hat derzeit den Eindruck, es war gar nichts“, sagte Norbert Schneider, als Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten einer der obersten Medienwächter der Republik. „Ich ziehe meinen Hut vor so viel Besonnenheit und analytischem Eskapismus.“ Nun stehe zu befürchten, dass die „Hülle“ Kirch lediglich durch einen neuen Eigentümer gefüllt werde. Das bestehende Oligopol von drei Senderfamilien im deutschen Fernsehmarkt bliebe so zu Lasten von Wettbewerb und Vielfalt weiter bestehen.
Gefordert sei eigentlich, darüber herrschte auf dem Panel der Cologne Conference Einigkeit, eine langfristige Neuordnung des gesamten Mediensystems. Doch die „weitgehend intelligenzfreie Medienpolitik“, so Medienberater Lutz Hachmeister, lasse befürchten, „dass das mit dem Politiker-Typus, der das Terrain heute bevölkert, nichts wird“. Klare Forderung: Die Hoheit in Sachen Medienpolitik müsse den Ländern zumindest dort entrissen werden, wo es längst um nationale und europäische Zusammenhänge geht.
Zustimmung fand dagegen der Vorstoß von Springer und dem Heinrich Bauer Verlag, die am Mittwoch angekündigt hatten, sich ebenfalls als Konsortium um die Übernahme der insolventen Kirch-Media zu bemühen: „Es ist völlig in Ordnung, wenn zunächst versucht wird, dieses Viertel des deutschen TV-Marktes durch deutsche Unternehmen weiterzuführen“, meinte Hachmeister. Das Problem der Insolvenzverwalter sei aber, dass die Kirch-Media mit jedem Tag weniger wert werde. Auch medienrechtlich ist die Erbengemeinschaft Springer-Bauer nicht unproblematisch: „Da muss geprüft werden“, sagte Medienwächter Schneider. Die Medienpolitik dürfe die Vermischung von publizistischer Macht der Springer-Presse und der Einfluss der Kirch-Sender nicht kalt lassen: „Das wird ein interessantes Thema“ – wenn’s eins wird.
STEFFEN GRIMBERG
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