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DokumentationEx-Grüner Helmut Zachau zu PISA

Wege denken, nicht Container

PISA belegt, dass die Jugendlichen nach 13 Schuljahren schlecht auf das Leben vorbereitet sind. Es sind diesbezüglich viele Debatten geführt worden, aber der Schulalltag ist nach wie vor durch konventionelle Unterrichtsformen bestimmt. Die Schulen waren durch einen rund fünfzehnjährigen Einstellungsstopp vom wissenschaftlichen Input abgeschnitten, die Organisationsreformen wurden den Schulen regelmäßig übergestülpt.

Das Ergebnis liegt jetzt vor. Bei aller Hilflosigkeit tun die Beteiligten jetzt so, als hätten sie die ultimativen Lösungen. Dabei müsste der Kontext von Bildung verändert werden. In Wegen und nicht in Containern denken – das ist die Grundbotschaft für die anstehende, unabdingbar notwendige innere Schulreform. Grundanforderungen sind: Die Schulen müssen abgestimmte Ziele eigenverantwortlich realisieren und sich daran auch messen lassen. Die Zentralbürokratie muss deutlich reduziert werden. Das gilt nicht nur für den Bereich der Einflussnahme auf die pädagogischen Prozesse, sondern auch für die ausufernde Verwaltung der schulischen Nutzungsbereiche wie Gebäude, Beschaffung, Haushaltsführung. Das Spannungsfeld zwischen Autonomie und grundlegenden Leistungsstandards muss austariert werden. Wahrscheinlich muss man über zentralisierte Kernprüfungen und schulspezifische Ergänzungsprüfungen nachdenken.

Die Universität muss endlich aus ihrer weitgehend distanzierten Haltung zum Praxisfeld Schule herauskommen. Warum haben auswärtige Forscher die Qualitätsdefizite diagnostiziert und nicht etwa die heimische Hochschule, die einen Großteil der Bremer Lehrerschaft ausgebildet hat? Die Ausstattungsparameter für Schulen dürfen sich nicht nach der Organisationsform, sondern nach den Anforderungen und den Ergebnissen richten. Die Wertschätzung der LehrerInnenarbeit muss erhöht werden, symbolische und rechtlich überflüssige Akte wie die Präsenztage sollten unterbleiben. Die Verbindlichkeit der LehrerInnenarbeit sollte aber auch erhöht werden. Die Freiheit des Lehrers endet dort, wo der Bildungsanspruch der SchülerInnen besteht. Methodenfreiheit kann nicht heißen, dass eine kleine Minderheit von LehrerInnen das Recht der Verweigerung bei Veränderungsprozessen hat. Die PISA-Studie hat viele Mängel des bremischen Bildungswesens offenbart. Das ist gut so. Aber unsere Schulen haben auch Stärken, die vom PISA Test wahrscheinlich nicht differenziert erfasst wurden. Anders ist nicht zu erklären, dass bremische Schulen seit Jahren in fast allen Bundeswettbewerben überdurchschnittlich gut abschneiden. Trotzdem: Wir brauchen die Kulturrevolution im Bildungswesen – die Frage ist nur: Wo sind die Revolutionäre?

Helmut Zachau

(gekürzte Fassung)

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