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Folgenschwerer Fehler

Sonntag früh in Altona: Ein Schuss aus der Pistole eines Polizisten lässt Mann vom Parkdeck stürzen. Er ist tot

Rasante Verfolgung, Unfall, Flucht und ein Schuss: Ein Mann fällt getroffen aus zehn Metern Höhe vom Parkdeck an der Großen Bergstraße in Altona. Er ist sofort tot. Ein offenkundig eklatanter Fehler eines Polizisten hat gestern morgen einem 36-Jährigen das Leben gekostet.

Der Mann war mit seinem VW-Bus gegen 5.30 Uhr in eine Kontrolle in der Simon-von-Utrecht-Straße geraten, hatte zunächst die Fahrt verlangsamt, dann aber abrupt beschleunigt. „Ein Beamter konnte sich nur durch einen Sprung zur Seite retten“, berichtet Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Polizisten nehmen die Verfolgung auf, rufen über Funk Verstärkung und geben die Fahrzeugdaten durch. Eine Streifenwagenbesatzung des Revier 11 erspäht wenig später den VW-Bus in der Schillerstraße, der dort frontal gegen eine Mauer gekracht war. Hinweise bringen die Verfolger auf die Spur des Flüchtigen, der in ein Parkhaus gerannt ist. Ein Fahnder setzt nach und stellt den Mann auf dem oberen Parkdeck auf einem Mauervorsprung.

Und da beginnt die Tragödie. Um den Mann festzuhalten und wieder über die Brüstung zu ziehen, greift der Polizist nach Polizeiversion mit einer Hand nach dem Mann, in der anderen Hand hält er die Dienstwaffe. „Dabei löste sich der Schuss und traf den 36-Jährigen“, sagt Sweden. „Er stürzte von der Brüstung und verstarb vor Ort.“

Ob die Schussverletzung allein oder auch Verletzungen aus dem Unfall Auslöser für den Absturz waren, soll eine Obduktion klären: „Nach der Spurensicherung durch die Mordkommission gibt es keine Anzeichen für einen vorsätzlichen oder gezielten Schuss“, sagt Sweden. Allein die Tatsache, dass aber Mordkommission und Dezenat für Beamtendelikte die Ermittlungen übernommen haben, deutet Insidern zufolge darauf hin, dass von einem Mitverschulden des Beamten ausgegangen wird.

Er habe „total gepatzt“, sich zudem auch selbst gefährdet, so ein Polizist: „In einer solchen Situation fordert man zum Zurückkommen auf und wartet, aber greift nicht mit einer Hand zu, wenn man in der anderen Hand eine entsicherte Waffe hat.“ KVA

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