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Leuchtturm im Dschungel

Die Bundeskulturstiftung macht nun ernst mit konkreter Förderung: Kulturstaatsminister Nida-Rümelin stellte der Bremer Szene den neuen Kuchen vor

Im Januar dieses Jahres gab das Bundeskabinett grünes Licht für die Gründung der „Kulturstiftung des Bundes“, vergangenen Donnerstag trat der Stiftungsrat zu seiner zweiten Sitzung zusammen und beschloss erstmalig die Förderung konkreter Projekte. 12,8 Millionen Euro hat die Stiftung in diesem Jahr zu vergeben, im Jahr 2003 werden die Mittel auf 25,6 Millionen, im Jahr 2004 auf 38,3 Millionen Euro aufgestockt. Für die seit Jahren von Sparzwängen gebeutelten Kultureinrichtungen sind das erst mal gute Nachrichten, die Frage ist nur: Wer wird nach welchen Kriterien gefördert? Und wo können da die Bremer andocken?

Einer, der das wissen muss, ist Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Am Freitag war er im Kino 46 um den Bremer Kulturschaffenden seine Stiftung vorzustellen. Die erste Erkenntnis: Die Bundeskulturstiftung wird grundsätzlich keine Institutionen fördern, Geld gibt‘s ausschließlich für Projekte. Und zwar auf solche, die entweder dem „internationalen Kulturaustausch“ dienen oder besonders „innovativ“ seien.

Dabei möchte Nida-Rümelin nicht nur auf Förderanträge reagieren, er möchte auch selbst „Themen setzen“ anhand von thematisch definierten Förderprogrammen: „Kunst und Stadt“ wird eines der Programme heißen, andere sind zugeschnitten auf Themen wie „Migration“ oder „Kunst in Osteuropa“.

Gefördert wird nur dann, „wenn die Gesamtfinanzierung steht“, eine Anschubfinanzierung ist durch die Bundeskulturstiftung nicht zu bekommen. Ein Punkt, bei dem sich für Katrin Rabus (Galerie Plantage 13) die Katze in den Schwanz beißt: Gerade bei internationalen Projekten sei es praktisch unmöglich, eine Anschubfinanzierung durch regionale Geldgeber zu initiieren, weil die nur regionale Projekte förderten. Die Anforderung der Kulturstiftung, ein durchfinanziertes Projekt mit internationaler Ausrichtung auf die Beine zu stellen, ist kaum zu erfüllen. „Kleine Sachen sind damit draußen. Die Chance, dass die Stiftung spannende Projekte von null auf fördert und damit erst ermöglicht, ist vertan.“

Ähnlich wenig Chancen auf Stiftungsgeld sieht Lutz-Uwe Dünnwald, Geschäftsführer am Bremer Theater: „Ich mache mir da keine allzu großen Hoffnungen. Die Kriterien „innovativ“ und „international“ sind schwierig. „Innovativ“ finden wir uns sowieso bei allen unseren Produktionen, und internationale Theaterprojekte wären so riesig, dass die selbst die Bundeskulturstiftung nicht zahlen könnte.“ Dünnwald würde sich schon über eine „Anlaufstelle“ freuen, die Kultureinrichtungen weiterhilft im Förderdschungel zwischen Berlin und Brüssel

Aufgehorcht bei den Stichworten „international“, „Migration“ und „Stadtentwicklung“ hat allerdings Wiebke Ahrndt, Direktorin des Übersee-Museums: „Ich werde darüber nachdenken, ob wir ein Projekt zur Förderung anbieten können. Die Bereiche, die skizziert wurden, decken sich mit ethnologischen Fragestellungen.“ Ahrndt möchte recherchieren, wie die Förderbedingungen „genau aussehen“ und sich dann an die Arbeit machen. Wenngleich die Frage bleibt, „wie die Stiftungsräte umgehen mit Projekten, die nicht aus der reinen Kunstszene kommen. Da bin ich noch gespannt.“

Klaus Irler

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