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Mord in Brasilien

Der Gewerkschaftsführer Bartolomeu Morais da Silva deckte illegale Aktivitäten von Großgrundbesitzern auf

PORTO ALEGRE taz ■ Im brasilianischen Amazonas-Bundesstaat Pará ist erneut ein führendes Mitglied der Landarbeitergewerkschaft Fetagri ermordet worden. Die Leiche des 44-jährigen Bartolomeu Morais da Silva wurde am Montag im Bezirk Castelo do Sonhos (Südwestpará) aufgefunden. Da Silva war am Sonntag im 700 Kilometer vom Fundort entfernten Altamira entführt worden. Er wurde gefoltert und anschließend mit 12 Schüssen in den Kopf ermordet.

Der Gewerkschafter hatte zuletzt anonyme Todesdrohungen erhalten, weil er sich für Kleinbauern in Castelo dos Sonhos eingesetzt hatte. Der Fetagri-Vorsitzende Antônio de Souza Carvalho sagte, da Silva habe ein Dossier über die illegalen Aktivitäten von Großgrundbesitzern und Holzunternehmern in der Region zusammengestellt, die sich gegen die Ansiedlung von Kleinbauern wehrten. Diese Informationen sollten diese Woche dem Ministerium für öffentliche Sicherheit von Pará übergeben werden.

Gewerkschafter, die Katholische Landpastorale (CPT) und Abgeordnete der Arbeiterpartei (PT) machten die Regierung von Pará, die lokalen Justizbehörden und die Bundesbehörde für Landreform für den „angekündigten Mord“ verantwortlich. Obwohl die staatlichen Stellen seit 1997 über die Konflikte in der Region und auch über die Bedrohung da Silvas informiert gewesen seien, hätten sie nicht eingegriffen, heißt es in einer Erklärung. Die Polizei von Castelo dos Sonhos stehe im Dienst der Großgrundbesitzer. Auch die Ermordung des Fetagri-Gewerkschafters Ademir Federicci im August 2001 sei noch nicht aufgeklärt worden.

Nach Angaben der CPT sind in Pará allein in diesem Jahr mindestens acht Kleinbauern oder Gewerkschafter ermordet worden. Neben den Landkonflikten sei die „absolute Straflosigkeit“ für die anhaltende Gewalt in Brasilien verantwortlich, sagte der CPT-Anwalt José Batista Gonçalves zur taz.

GERHARD DILGER

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