: Moritz Hunzingers Schwarzgeldkunden
Hessens SPD will den Verbindungen zwischen den Schul- und Geschäftsfreunden Moritz Hunzinger und Hessens Ministerpräsident Roland Koch nachgehen. Der PR-Mann warb mitten im Wahlkampf 1999 gratis für Koch. Der Regierungschef bedankte sich mit dem Bundesverdienstkreuz
von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
Die SPD im hessischen Landtag will den PR-Mann Moritz Hunzinger vor den Schwarzgeld-Untersuchungsauschuss laden. Hunzinger soll zur Parteispendenaffäre der Union von 1999 befragt werden. Die CDU reagierte barsch auf den Antrag. Die SPD wolle Ministerpräsident Roland Koch (CDU) diskreditieren, obwohl alle Zweifel an der Verbindung ausgeräumt seien.
Das sehen SPD und Grüne im Landtag anders. Hunzinger soll nach der Sommerpause vor dem Ausschuss Auskunft darüber geben, warum er im Landtagswahlkampf 1998 ein Buch von Koch („Vision 21“) mit knapp 300.000 Mark sponserte. Eine alte Geschichte. Aber vor dem Hintergrund der jetzt bekannt gewordenen dubiosen Praktiken der Hunzinger Informations AG werde die Angelegenheit wieder interessant, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Manfred Schaub.
Cem Özdemir habe wegen sehr viel weniger Unterstützung in barer Münze durch Hunzinger das Handtuch werfen müssen, meint die Opposition. Und auch Rudolf Scharping sei mit weniger Geld für seine – bislang nicht erschienene – Biografie bedacht worden als der Landtagswahlkämpfer Roland Koch.
Für seinen alten Schul- und Parteifreund indes bezahlte Hunzinger, in dessen Tochterunternehmen seinerzeit die „Vision 21“ von Koch erschien, nicht nur die gesamten Herstellungskosten, sondern auch ungewöhnlich viele Werbekampagnen. Alleine das Privatradio FFH sendete damals 71 Spots für das Visionen-Buch – mitten in der heißen Wahlkampfphase. Der Hessische Rundfunk hatte die Spots wegen „verdeckter Parteienwerbung für die CDU“ abgelehnt.
SPD und Grüne schätzen die Werbekampagne für Kochs Buch daher als eine „nicht deklarierte Spende“ von Hunzinger an Koch ein. Immerhin kostete das schmale Werk den PR-Guru am Ende rund 80 Mark pro Band – bei einem Verkaufspreis von nur knapp 30 Mark. Die Zuwendungen von Hunzinger für Koch hätten deshalb im Rechenschaftsbericht der CDU als Spendeneinnahmen verbucht werden müssen, meint Schaub (SPD) heute. Wurden sie aber nicht – genau wie die aus dem Ausland in die Kassen der hessischen Union transferierten Millionenbeträge.
Der Untersuchungsausschuss sei deshalb genau der richtige Ort für die Aufklärungsarbeit, meint SPD-Aufklärer Schaub. Der Obmann der CDU im Untersuchungsausschuss, Stefan Grüttner, kann allerdings keine Abhängigkeiten zwischen Koch und Hunzinger erkennen. Solche hätten „nie bestanden“, sagte Grüttner. Wahr ist allerdings, dass dem damals 41 Jahre alten Hunzinger auf Betreiben von Ministerpräsident Roland Koch im Jahre 2000 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde. Für welche Verdienste? Die damals amtierende Sozialministerin Marlies Mosiek-Urban (CDU) weigerte sich, dem PR-Mann den Orden zu überreichen; Innenstaatssekretär Udo Corts (CDU) aus dem Frankfurter Heimatkreisverband von Hunzinger musste einspringen. Insider berichten, dass Hunzinger gerade diesen Kreisverband oft und gerne mit Zuwendungen bedachte.
Die Frankfurter Christdemokraten bekamen üppig Unterstützung. Auch aus den schwarzen Kassen des schwarzen Prinzen Wittgenstein flossen ihr Gelder zu. Der Prinz war jahrelang Schatzmeister der hessischen CDU und reiste regelmäßig mit dem Schwarzgeldkoffer aus Liechtenstein an. Dort in der „Stiftung Zaunkönig“ wurden die Millionen der hessischen CDU gewaschen, die der Prinz und der damalige Generalsekretär der Partei, Manfred Kanther, 1983 von den Konten der hessischen Union abgehoben und illegal in die Schweiz transferiert hatten. Der Treuhänder der „Stiftung Zaunkönig“, Herbert Batliner, war Kunde bei Hunzinger.
Hunzinger beriet auch den Boss der Frankfurter Metallbank, Lothar Mark. Auf CDU-Konten bei der Metallbank wurden die beiseite geschafften 20 Millionen Mark vor ihrer Verschiebung in die Schweiz geparkt.
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