: was macht eigentlich...… Stefan Liebich?
Zaudern
Man könnte ihn sich vorstellen, die hagere Gestalt im edlen Mantel, einen Totenkopf in der Hand, sinnend fragen: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage: ob’s edler im Gemüt, die Pfeil’ und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden, oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden …“ Nein, es geht natürlich nicht um die Krone Dänemarks, bloß um ein popeliges Bundestagsmandat. Aber Stefan Liebich, Landes- und neuer Fraktionschef der PDS, hat was vom zaudernden Hamlet: Kämpfen oder nicht?
Der 29-Jährige steht vor dem Problem, neben seinen beiden Landesjobs auch PDS-Direktkandidat in Mitte für die Bundestagswahl zu sein. Zwar reizt ihn der mögliche Einzug ins höchste Parlament offensichtlich: „Wenn wir den Wahlkreis Mitte gewinnen sollten, was mich wundern, gleichwohl freuen würde, müsste ich neu überlegen“, erklärte er. Aber sagte auch: „Der Fraktionsvorsitz hat für mich ganz klar Priorität.“ Ist da Kampfeslust?
Der Wahlkreis Mitte wurde neu geschnitten. Mit den hinzugekommenen westlichen (Teil-) Bezirken Wedding und Tiergarten sinkt seine Chance für ein PDS-Direktmandat. Das weiß Liebich. Lohnt der Kampf? Braucht die PDS die Direktmandate, falls sie ohne Gregor Gysi an der Fünfprozenthürde scheitert? Bei Shakespeare entschließt sich der Dänenprinz zu kämpfen. Auch wenn er am Ende stirbt: Die Mission ist erfüllt, sein Vater gerächt. Wollen wir hoffen, dass es bei Liebich nicht so blutig endet, wenn er sich zum Kämpfen durchringt.
GES FOTO: AP
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