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Es bleibt in der Familie

Die Bonner SolarWorld AG hat ihre Beteiligung an der WindWelt AG abgegeben. Käufer ist die Eifelstrom GmbH, eine Tochter der Solar Holding Beteiligungsgesellschaft mbH

Es erinnert an das alte Spiel mit den Hütchen. Der „Spieler“ ist ein Meister seines Faches: Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG, Bonn. Er bekleidet auch den Vorstandsvorsitz bei der WindWelt AG und ist Geschäftsführer der Solar Holding Beteiligungsgesellschaft mbH. Womit die „Hütchen“ beim Namen genannt wären.

Jüngst hat Asbeck sie wieder kräftig durcheinander gewirbelt: Die SolarWorld hat ihre WindWelt-Anteile (5,2 Millionen Aktien) an die Eifelstrom GmbH verkauft, eine Tochter der Solar Holding und damit Teil von Asbecks Imperium. Den freien Aktionären, so Asbeck, wolle man ein Kaufangebot „entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen“ machen. Der Preis für die 87 Prozent Anteile an der WindWelt betrug laut Asbeck 18 Millionen Euro. Dabei hatte die WindWelt in der Bilanz 2001 noch gut 14 Millionen Euro Bankguthaben ausgewiesen. Der Wert ihrer Anlagen und Maschinen wurde auf mehr als 25 Millionen taxiert.

Obwohl Analysten den Ausgabekurs seinerzeit als zu teuer bezeichneten, gelang es der WindWelt AG im Mai 2001 eine Million Aktien aus einer Kapitalerhöhung für 19,75 Euro an Aktionäre zu verkaufen, weitere 350.000 Aktien verkaufte die Muttergesellschaft SolarWorld AG. Das Papier wurde im Juni 2001 am Geregelten Markt zugelassen. Die SolarWorld AG zog aus diesem Geschäft einen Gewinn von 7 Millionen Euro, der gesamte Bilanzgewinn belief sich auf 8,7 Millionen.

Auch nach dem Verkauf der 350.000 Aktien hielt die Mutter noch mehr als zwei Drittel der Anteile an ihrer Windkrafttochter. Im Januar 2002 erhöhte die SolarWorld AG ihren Anteil daran auf 85 Prozent, sie erwarb eine Million Aktien des Tochterunternehmens von der Solar Holding Beteiligungsgesellschaft mbH, die Frank Asbeck und seiner Familie gehört. Bezahlt wurde mit 200.000 SolarWorld-Aktien.

Frank Asbeck beteuert, beim Verkauf der WindWelt an die Familienholding sei alles mit rechten Dingen zugegangen: „Grundlage der Transaktion ist der Schlusskurs der WindWelt-Aktie vom 9. August.“ Die SolarWorld AG werde aus dem Verkauf einen steuerfreien Ertrag in Höhe von sechs Millionen Euro erzielen, rechnet der Agraringenieur vor. Außerdem seien die 200.000 SolarWorld-Aktien, die die Holding im Januar von der SolarWorld AG für eine Million WindWelt-Aktien erhielt, nach aktuellem Börsenkurs nur noch 1,3 Millionen Euro wert, die WindWelt-Papiere dagegen 3,5 Millionen. „Meine Familien-Holding hat mehr als zwei Millionen Euro bei dem Geschäft verloren“, meint Asbeck.

Was sollen Privatanleger von dem Deal halten, die für fast 20 Euro pro Stück WindWelt-Aktien kauften und nun über drei Viertel ihres Geldes verloren haben? Bedauerlich sei, dass der Kurs auf 3 Euro gefallen sei, erklärt Frank Asbeck, auch andere Windprojektierer seien eingebrochen. „Die Emission der WindWelt für 19,75 Euro im Frühjahr 2001 war marktgerecht. Es wurde niemand gezwungen zu kaufen.“ Bei Unternehmen, die am Geregelten Markt notieren, muss jeder Käufer, der mehr als 30 Prozent der Anteile erwirbt, dem Streubesitz ein Angebot vorlegen, das dem Durchschnittspreis der Aktie in den letzten drei Monaten entspricht. Asbeck rechnet mit einer Größenordnung von 4,50 bis 4,60 Euro.

Wer hat den Profit gemacht? Der Kleinaktionär der WindWelt AG, der im Mai 2001 fast 20 Euro für die WindWelt-Aktie zahlte, kann es nicht gewesen sein. Dem Solarmanager vom Rhein dürfte es leicht fallen, auf Anhieb das richtige Hütchen zu wählen. Seine Antwort könnte lauten: Die SolarWorld AG hat gewonnen. Asbeck sagt, die 13 Millionen Euro Ertrag aus dem Börsengang der WindWelt und dem Verkauf des Aktienpakets an die Solar Holding ermöglichten dem Unternehmens ein starkes Wachstum. „Wir stehen im Wettbewerb mit Mineralölkonzernen und werden nur bestehen, wenn wir die SolarWorld stark machen.“

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN/ ECOREPORTER.DE

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