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Versuchs mal mit GemütlichkeitPlauderstündchen mit Jürgen Trittin

Umweltpolitik einfach global

Gemütlich greift er zum Mikro und beginnt zu plaudern: Über Globalisierung und Gerechtig-keit. Eigentlich ein ziemlich vertracktes Thema. Aber bei Jürgen Trittin scheint alles ganz einfach, als der grüne Umweltminister am Mittwoch bei Thalia sein jüngstes Werk „Welt um Welt“ vorstellt.

Entwicklungshilfe und Umweltpolitik hängen eng zusammen, sagt der Minister. Beispiel Eritrea: Hier ließ er in den 1990er Jahren mit der Niedersächsischen Landesregierung Brunnen und Schuldächer mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten. Das verbessert die Versorgung mit Wasser und Bildung und bringt gleichzeitig für die Umwelt ein Plus. Und lokal gibt’s auch ein Exempel: Den Harz. „Als Bremer Junge erschien mir der Harz als Inbegriff eines Waldes. Heute weiß ich, dass ein Wald aus unterschiedlichen Bäumen unterschiedlichen Alters besteht“, erzählt Trittin. Inzwischen sei der Harz aufgeforstet, und aus der ehemaligen „Fichtenplantage“ sei ein richtiger Wald mit einer neuen Tierwelt geworden.

Aber Globalisierung und Gerechtigkeit ist nicht nur große Politik. Auch der kleine Mann und die kleine Frau sind gefordert. Und müssen dabei nicht einmal auf Shrimps verzichten. Wie wunderbar, das Publikum atmet auf. Es gibt ja schließlich inzwischen politisch korrekte Shrimps – erkennbar am entsprechenden Label. Die kommen dann garantiert zertifiziert nicht aus jenen Produktionsstätten in Equador, die die Mangroven-Wälder zerstören und die Flüsse mit Antibiotika verseuchen. „Das ist die Strategie für die Mehrheit“, freut sich der Umweltminister, „denn die beschließt am Neujahrsmorgen mit dickem Kopf nicht mehr zu rauchen, aber spätestens Altweiber sind sie wieder so weit.“

So ganz einfach sollte es aber für einige ZuhörerInnen nicht sein. Wie etwa könne man die USA mit ins Klimaschutz-Boot ziehen, fragt einer. Und er meint damit nicht nur Europa sondern auch sich selbst. „Die USA von außen unter Druck zu setzen, ist schwer“, gibt Jürgen Trittin nun zu. Aber es geht, da ist er sich sicher. Auf dem Nachhaltigkeits-Gipfel in Johannesburg will er sie mit ihren eigenen marktwirtschaftlichen Waffen schlagen.

Aber vorher ließ er noch die Kassen der Thalia-Buchhandlung klingeln. Den freudigen Käufern seines Buches wünschte der Minister außerdem „ein gutes Leben“. vvo

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