: Alte Schwäche, neu interpretiert
Die deutschen Basketballer scheitern im WM-Halbfinale an Argentinien, weil am Ende die Cleverness fehlt
INDIANAPOLIS dpa ■ Auch wenn das Finale verpasst wurde, zählten Deutschlands Basketballer zu den Gewinnern der 14. Weltmeisterschaft. Sie feierten mit dem Einzug unter die ersten vier ihren größten Erfolg seit dem EM-Triumph von München 1993. Nach den Pleiten der beiden ersten WM-Teilnahmen 1986 (Vorrunden-K. o.) und 1994 (Platz 12) gab die Auswahl von Coach Henrik Dettmann in Indianapolis eine gute Figur ab. Daran ändert auch die 80:86-Niederlage im Halbfinale gegen Argentinien nichts.
Die größten Verlierer waren indes die US-Amerikaner. Ausgerechnet bei der WM im eigenen Land blamierten sich die NBA-Profis gehörig. Nach ihrer 75:81-Niederlage gegen Spanien belegen sie nur Rang 6. Dies ist die schlechteste WM-Platzierung eines US-Teams seit 1950. Die Gastgeber mussten mit ansehen, wie am Sonntag Argentinien und Jugoslawien um den Titel spielten. Während die Amerikaner vom Feld schlichen, überwog auf deutscher Seite der Stolz.
„Das war ganz großer Sport, den wir hier gezeigt haben. Wenn ich vorher gesagt hätte, wir kommen ins WM-Halbfinale, wäre ich für verrückt erklärt worden. Aber so ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, zog Roland Geggus, Präsident des Deutschen Basketball Bundes, Bilanz. Auch der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki war zufrieden. „Es ist zwar bitter, dass wir den letzten Schritt nicht machen konnten, aber wir können stolz auf das sein, was wir hier erreicht haben. Das hatte uns vorher wirklich keiner zugetraut“, meinte der 24-jährige Profi der Dallas Mavericks, der vor dem „kleinen Finale“ mit durchschnittlich 23,3 Punkten die Korbjägerliste der WM anführte.
Gegen das defensiv stärkste und bis zum Finale unbesiegte Team der WM erzielte der 2,11 m große Nowitzki 24 Punkte, benötigte aber zu seinen 8 Feldkörben 26 Versuche. Die schlechte Wurfquote war ihm selbst ein Rätsel: „Ich kann mir das auch nicht erklären. In der Vorrunde hat das noch geklappt.“ Auch das von seinem am Donnerstag eingeflogenem Heimtrainer Holger Geschwindner praktizierte Spezialtraining zeigte keine durchschlagende Wirkung.
Der künftig für Unicaja Malaga spielende Ademola Okulaja (18 Punkte) und der Berliner Spielmacher Mithat Demirel (17) unterstützten ihren Star mit 6 Dreiern. Doch in der Schlussphase patzte vor allem Demirel. „Wir haben 36 Minuten lang unsere Strategie eingehalten, eine gute Defensive zu spielen. Am Ende aber waren sie so begeistert, Körbe zu erzielen, statt Körbe zu verhindern“, analysierte Henrik Dettmann die vermeidbare Niederlage.
„Wir waren wieder nahe dran, eine große Mannschaft zu schlagen, die wir lange kontrolliert haben. Zum Schluss waren wir aber wieder einmal nicht clever genug“, ärgerte sich Nowitzki. „Gute Mannschaften lernen aus ihren Fehlern. Und wenn sie es nicht tun, dann kommen die anderen Teams und schlagen dich. So einfach ist das“, sagte Bundestrainer Dettmann.
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