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09/11: israelDie USA im Mittelpunkt

Nachrichten aus den USA bestimmten am Jahrestag der Terrorangriffe die Schlagzeilen der israelischen Medien: die Gedenkfeiern für die Todesopfer vom 11. September, Umfragen unter den Amerikanern über ihr Sicherheitsgefühl sowie die Vorbereitungen auf einen Militärschlag gegen Irak. Die Rede von US-Präsident George W. Bush und seine Aufforderung an die UNO, Schritte gegen den irakischen Staatschef einzuleiten, nimmt zwei Drittel der Frontseite der liberalen Tageszeitung Ha’aretz ein.

 „Wir wollten uns diesmal auf die Entwicklungen in den USA konzentrieren“, meint Lior Kodner, Redakteur der Ha’aretz-Sonderbeilage zum 11. September. „Über den Nahen Osten berichten wir jeden Tag.“ So werden die letzten Stunden einiger Opfer im World Trade Center dokumentiert und natürlich die letzten Minuten der entführten Flugzeugpassagiere, die telefonisch noch Kontakt zu ihren Familien aufnahmen.

 Der Kolumnist und Buchautor Tom Segew schreibt über seine Eindrücke vom heutigen New York. Er befragt Anwohner, Künstler, Historiker und entdeckt dabei die neuen Verkaufsangebote für besorgte Bürger. Sie reicht von einem handlichen Fallschirm über das solarbetriebene Radio, kombiniert mit einer Taschenlampe, bis hin zu einem Messgerät für radioaktive Strahlung, einem tragbaren Wasserreinigungsgerät und mehr.

 Die Folgen des 11. September auf den israelisch-palästinensischen Konflikt werden in der Presse nur am Rande behandelt. Die Printmedien veröffentlichten bereits seit Wochenbeginn Sonderfeatures und Hintergrundberichte, wohingegen im Hörfunk vor allem unmittelbar am 11. September zum Thema berichtet wurde. In der Hauptnachrichtensendung „Mabat“ des Ersten Israelischen Fernsehens standen erneut die Ereignisse in den USA im Mittelpunkt sowie israelische Veranstaltungen. Im Jerusalem-Museum eröffnete diese Woche eine Ausstellung mit Fotografien von Ground Zero. In Tel Aviv spielten die Philharmoniker das Requiem von Mozart.

 Zigtausende Israelis versammelten sich zudem vor der amerikanischen Botschaft, wo auf einer riesigen Leinwand die bekannten Bilder aus Manhatten gezeigt wurden. Die Fernsehreporter resümierten Eindrücke von ähnlichen Veranstaltungen in London, Paris und Berlin, wie auch von antiamerikanischen Demonstrationen in Jakarta und den Anthrax-Warnungen in Kopenhagen. In Israel blieb der Tag von ungewöhnlichen Ereignissen verschont. Allerdings wurden vor allem am Flughafen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen.

 „Wir sind ein Nachrichtensender, deshalb senden wir am eigentlichen Tag keine Dokumentationen, sondern konzentrieren uns auf die aktuellen Ereignisse“, erklärt Arie Schaked, Redaktionschef des zweiten Kanals der „Stimme Israels“. Bereits am Vorabend hatten hier Experten zwei Stunden lang über den weltweit veränderten Umgang mit dem Terror diskutiert. Am Jahrestag der Attentate verlängerten die Redakteure die Sendezeit der Nachrichtenmagazine von jeweils zwei auf drei Stunden. Direktübertragungen von den amerikanischen Zeremonien sowie der Rede Bushs wurden abgelöst von Auszügen aus Vorträgen und Diskussionen einer israelischen Konferenz über „Trends des Terrors“. Das „International Policy Institute for Counter Terrorism“ in Herzlia hatte Experten eingeladen, darunter den israelischen Verteidigungsminister, den Stabschef und den Chef des militärischen Abwehrdienstes, um über die strategischen Folgen vor allem für den Nahen Osten zu diskutieren.

 Der weltweit infolge des 11. Septembers zunehmende Antisemitismus beschäftigte die israelischen Medien am Jahrestag der Attentate nicht mehr als sonst. SUSANNE KNAUL

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