Zur Wahl gestellt: 50.000 Stimmen würden reichen
„Ich will das grüne Mandat“
taz: Sie wollen gern weiter Ausländerbeauftragte der Bundesregierung bleiben?
Marieluise Beck: Nein! Ich möchte Migrationsbeauftragte der Bundesregierung werden.
Was ist der Unterschied?
Der jetzige Titel spiegelt immer noch die Idee des Gastarbeitertums wider. Die, die kommen, bleiben Ausländer. Inzwischen habe wir es zunehmend mit Migranten zu tun, die schon lange hier leben und eingebürgert sind. Deswegen geht es um Migration und nicht um Ausländerpolitik.
Aber die Mitarbeiter sind dieselben?
Das Amt soll gestärkt werden, weil die Migrationspolitik an Bedeutung zunimmt.
Das ist Knochenarbeit.
Sinnvolle Knochenarbeit kann befriedigend sein.
Muss man, um dieses Amt ausfüllen zu können, im Bundestag sein?
Nein. Das Amt ist im Gesetz festgeschrieben.
Aber Sie wollen wieder beides, Amt und Mandat?
Ja. Die Chancen sind groß, dass es klappt. Schon wenn wir in Bremen das Ergebnis von 1998 wiederholen, gibt es ein grünes Mandat aus Bremen.
Erst- oder Zweitstimmen-Ergebnis?
Zweitstimmen. Entscheidend ist die Differenz zwischen dem Bundesergebnis und dem Bremer Landesergebnis. Wir hatten 1998 auf Bundesebene 6,7 Prozent, im Land Bremen 11,2 Prozent, das sind 4,5 Prozentpunkte Vorsprung. Mit 50.000 Stimmen wären wir auf der sicheren Seite. Ein volles Mandat könnten die Grünen in Bremen erst bei 17 Prozent Stimmanteil beanspruchen.
Die Konkurrenten im Wahlkreis sind dieselben wie beim letzten Mal ...
Neumann und Kröning. Ich sage immer: Kluge Wähler, die eine rot-grüne Regierung wollen, können dafür zwei Bremer Stimmen haben, wenn sie die Erststimme der SPD und die Zweitstimme den Grünen geben.
Sie waren Lehrerin. Wäre die Vorstellung nicht verlockend, jetzt zurück in eine Bremer Schule zu gehen und die Pisa-Folgen zu bearbeiten?
Schreckt mich nicht, aber ich gehe realistischerweise davon aus, dass mir diese Arbeit jetzt nicht zufallen wird. Ich werde das grüne Mandat bekommen.
Was sollte sich die neue Bundesregierung zum Ziel setzen?
Weitere massivere Umsteuerung in der ökologischen Modernisierung, dazu gehört ganz wesentlich die Flusspolitik, Integrationspolitik, die nicht auf Sprachkurse reduziert wird, Umstellung der Landwirtschaft und eine in supranationale Institutionen eingebundene Außenpolitik.
In der islamischen Welt kommt die Mobilisierung zum Irak-Krieg nicht gut an.
Das ist ein Grund, warum gerade Joschka Fischer so sehr kritisch ist gegenüber der Politik der amerikanischen Administration. Es gibt keinen Dissens darüber, dass Saddam Hussein und seine Rolle verniedlicht werden, er bleibt ein Verbrecher. Aber wenn die arabischen Länder in ihrer Opposition gegen den Westen zusammengedrängt werden, wird das als Erstes Israel bezahlen und die westliche Welt. Wir können es nicht aushalten, 1,2 Milliarden Moslems in Feindschaft zu haben. Fragen: K.W.
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