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Gegenständliches

Die Geschichte Shanghais in Malerei und Fotografie: Ausstellungen in Architektur Centrum, Finanzbehörde und Rathaus zu den China-Wochen

von HAJO SCHIFF

Hai Shang Feng – Wind vom Meer ist ein Wortspiel mit den Bestandteilen des Namens der chinesischen Partnerstadt Hamburgs. Doch für die so betitelte Ausstellung braucht man sich nicht warm anzuziehen. Die 61 vom Shanghai Art Museum aus seiner Sammlung ausgewählten Werke von 53 Künstlern sind eher eine sanfte Brise und erfüllen leider nicht die Qualitäten, mit denen die Kunst aus Asien seit einigen Jahren internationale Ausstellungen erobert.

Was da im Architektur Centrum in der alten Hauptpost am Stephansplatz zu sehen ist, ist eine weitgehend realistische, zumindest aber gegenständliche Malerei in Öl und Wasserfarben. Diese Kunst, die auf den Wandel der letzten zwanzig Jahre verweisen soll, dabei allerdings undatiert bleibt, ist weder traditionell, noch modern. Und doch ist es interessant, wie in dieser rasend sich verändernden Stadt Shanghai in der Kunst nicht das Neue zählt, sondern Rahmung, Präsentation und Inhalte ganz akademisch im alten Sinne des Wortes sind, auch wenn keine jubelnden Arbeitermassen mehr gemalt werden.

Mag Chen Jialings gekonnt getuschte Abstraktion eines Lotusstengels auch die Erwartungen an dekorative asiatische Malerei aufs Schönste befriedigen, und Xu Qiao Jians Interieurbild „Shanghai im Oktober“ immerhin zeigen, was eine erträumte Inneneinrichtung sei, größeres Interesse verdienen eigentlich nur drei Arbeiten: Da ist ein stark farbiges Schriftzeichenbild von Xue Song, collagiert aus übermalten Textausrissen, und Pei Jing zeigt in offiziellem Plakatstil eine rot gekleidete glückliche jungen Frau unter Kranichen, was immerhin ironisch gelesen werden kann. So eine Haltung lässt auch das „rote Haus“ von Zang Zeng Gang zu: Dort läuft in einem roten Zimmer ein rotes Fernsehprogramm, die junge Bewohnerin schwebt gut gelaunt durchs Bild, und auch der rote Stuhl hat keinen Bodenkontakt.

Wie es aber da aussieht, wo alle diese Künstler herkommen, versuchen zwei weitere Ausstellungen zu zeigen. Unter dem Titel Der Mutterfluss Huangpu – Gestern, heute und morgen präsentiert das Stadtarchiv auf Stelltafeln Fotos und Karten zur Geschichte Shanghais und ergänzt die Leseausstellung mit Videos. Und im Rathaus hat das Informationsbüro der Stadtregierung schöne bunte Fotos vom neuen Shanghai aufgebaut, in der klaren Absicht, in Text und Bild die Besucher zu beeindrucken.

Noch nie war Shanghai auf allen Ebenen von Kultur und Wirtschaft so präsent in Hamburg wie in diesen Tagen. Und da Kritik nicht eben eine Tugend im heutigen China ist, hat das durchaus seine merkwürdigen Seiten. Alle drei hier erwähnten Ausstellungen sind von der Auswahl bis zur Erklärung komplett in China erstellt. Und so hat keiner die Merkwürdigkeiten der Übersetzung korrigiert oder den chinesischen Partnern bedeutet, dass großartiges nationales Selbstlob hier in Hamburg nur seltsam wirkt. Dass im Rathaus unter einem Foto von jungen Menschen mit Fähnchen zu lesen ist: „Auch Kleinkinder setzen sich für EXPO 2010 in Shanghai ein“, das ist nicht mehr lustig. Da zeigen die ja auch schon aus gewichtigeren, humanitären Gründen kritisierten China-Wochen peinliche Propaganda in einem Stil, den das Rathaus nicht unterstützen sollte.

Hai Shang Feng – Wind aus Shanghai: Architektur Centrum, Post am Stephansplatz, Sortierhalle, Gorch-Fock-Wall 1, tägl. 10–20 Uhr; Kunsthandwerk aus China: am gleichen Ort, beide bis 28. September; Der Mutterfluss Huangpu – Gestern, heute und morgen: Mo–Do 11–19, Fr–So 11–18 Uhr, Leo-Lippmann-Saal, Finanzbehörde, Gänsemarkt, bis 10. Oktober; Images of Shanghai: Rathausdiele, bis 6. Oktober

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