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Ideenlos im Strukturwandel

Stade nach Stilllegung des AKW: Großindustrie wittert Morgenluft und fordert Entlastungen. Vorliegende Konzepte für alternative Industrien wurden nie geprüft

Die Großindustrie an der Unterelbe hat eine so genannte Härtefallklausel im neuen Energie-Einspeisungsgesetz gefordert. Ohne eine solche Entlastung würden zusätzliche Millionenbeträge an Kosten auf die energieintensiven Betriebe zukommen. In einer gemeinsamen Resolution an die Bundesregierung sowie die Landesregierungen in Hamburg, Kiel und Hannover fordern die Industriebetriebe ein „eindeutiges Bekenntnis für den Kraftwerksstandort“ Unterelbe.

Die Betriebe fordern ferner, die Ökosteuer so zu ändern, dass die Belange der energieintensiven Betriebe berücksichtigt würden. Auch der Wasserpfennig, eine Abgabe für die Entnahme von Wasser aus der Elbe, sei ein Hinderungsgrund für die Ansiedlung neuer Betriebe und müsse abgeschafft werden.

Hintergrund der Forderungen ist die baldige Stilllegung des Atomreaktors Stade. Das älteste AKW Deutschlands soll nach dem Atomkonsens im nächsten Jahr endgültig abgeschaltet werden. Auf den dadurch bedingten Strukturwandel haben sich Stade und die Region allerdings bislang kaum eingestellt; sie sind deshalb umso mehr von der Großindustrie abhängig. Die ohnehin geringen Hoffnungen auf die Ansiedlung eines BMW-Werks zerschlugen sich im vorigen Jahr, die Neuausrichtung auf die Produktion von Windkraftanlagen hingegen wurde nie ernsthaft verfolgt.

Eine Studie der Universität Flensburg im Auftrag von Greenpeace hatte vor zwei Jahren ergeben, dass Stade sich „hervorragend“ als Standort für eine Windanlagen-Fabrik eignen würde. Dazu trage auch die Lage an der seeschifftiefen Unterelbe mit direktem Zugang zu Nord- und Ostsee bei. Speziell für die Herstellung und Verschiffung der riesigen Offshore-Anlagen sei Stade somit „ideal“.

Dadurch könnten bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen beziehungsweise gesichert werden, so das Gutachten. Denn der weitaus größte Teil der etwa 350 Beschäftigten des Atomkraftwerks könnte übernommen werden – Ingenieure, Physiker und Computerexperten ebenso wie Elektriker, Verwaltungsangestellte oder Reinigungskräfte könnten so neue Arbeitsplätze in einer „Zukunftstechnologie“ erhalten.

Weder die Stadtverwaltung noch das Landratsamt in der Kreisstadt haben sich jemals ernsthaft für diese Alternative interessiert. lni/smv

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