: VEB Space Park: Eindeutige Perspektive für 1 Euro
Die ProFun übernimmt das „Space Center“, Senat und der Immobilienfonds der Dresdner Bank gewähren jeweils 40 Millionen Euro Darlehen
Dave Schmitt, Chef der ProFun Management Group im kalifornischen Tustin, war sichtlich gut gelaunt: „Ich bedanke mich bei der Stadt Bremen und der DEGI für die einzigartige Gelegenheit, die Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen.“ 80 Millionen Euro, das hatte Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) zuvor verkündet, stellen Bremen und der Dresdner-Bank-Immobilienfonds DEGI dem neuen Betreiber des Raumfahrt-Freizeitparks gemeinsam für die „Erstausstattung“ und den laufenden Betrieb zur Verfügung. Damit sei die Finanzierung des „integrierten Entertainment- und Shopping-Centers“ gesichert, betonte Hattig gestern auf der Baustelle in der langsam Gestalt annehmenden Eingangshalle: „Der Space Park wird durchgeführt, die Perspektive ist eindeutig.“
Ursprünglich hätte die Köllmann AG den Freizeitpark einrichten und betreiben sowie die Einzelhandelsflächen vermarkten sollen. Diese hatte jedoch im März erklärt, sie könne ihre Verpflichtungen nicht einhalten. Jetzt übernimmt ProFun die Space Center Betriebs KG für den symbolischen Preis von einem Euro, anstelle der Köllmann AG wird sich die DEGI selbst um die Vermietung der Einzelhandelsflächen kümmern. DEGI-Geschäftsführer Martin Jochem war gestern zuversichtlich, ausreichend große Mieter für das Einkaufszentrum zu finden. Er stehe mit mehr als 20 Unternehmen in Verhandlungen.
Mit dem Millionen-Darlehen übernimmt Bremen de facto einen Großteil des Betreiber-Risikos für den Freizeitpark. Denn nur, wenn dieser auch Gewinn erwirtschaftet, ist auch die auf 12 Jahre angelegte Rückzahlung des Kredits gesichert. Die Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel geißelte das „Fortführungskonzept“ von Wirtschaftssenator Hattig gestern denn auch als „finanzielles Abenteuer“. „Bei Darlehen müsse immer zwischen Chancen und Risiken abgewogen werden“, verteidigte sich Hattig und schob zukünftiger Kritik schonmal einen Riegel vor: Eine „100-prozentige Punktlandung“ sei „nicht möglich“.
Zumindest bei den Kredit-Bedingungen hat das Ressort sorgfältiger als bisher gearbeitet: Die ProFun kommt nur in den Genuss einer Entlohnung, wenn zuvor die Tilgungsraten und die Zinsen bezahlt wurden. Für 70 der 80 Millionen Euro wurde ein fester Zinssatz von 6,5 Prozent ausgehandelt, beim „Überziehungskredit“ in Höhe von 10 Millionen Euro ist der Satz variabel. Auch für die 13,3 Millionen Euro, die Hattig 1999 der Space Park KG geliehen hatte und weiter leihen wird, wurde der Zinssatz auf 6,5 Prozent angehoben. Kürzlich war bekannt geworden, dass das Wirtschaftsressort dafür jahrelang lediglich 4,73 Prozent Zinsen verlangt hatte, die zudem nie gezahlt wurden.
Neben den 102 Millionen Euro, die Bremen bisher in die Infrastruktur auf dem alten Werftgelände investiert hat, und den Darlehen in Höhe von 13,3 und 40 Millionen Euro stehen noch die 1999 zugesagten 39,6 Millionen Euro Investitions-Zuschüsse aus: Unter anderem will sich Bremen selbst mit 13,2 Millionen Euro an der Space Park KG beteiligen.
Der Space Park werde am 29. Mai 2003 in Betrieb gehen, sagte Timm: „Zur Not wird ein Teil später eröffnet.“ Armin Simon
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