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Unter Druck

Die Verluste beim Süddeutschen Verlag sind dramatisch. Die Krise bleibt. Jetzt steht das Tafelsilber zum Verkauf

BERLIN taz ■ „Der Schutz der redaktionellen Eigenständigkeit der Süddeutschen Zeitung und ihrer Unabhängigkeit steht ganz weit oben.“ – Wenn ein Verlag derart mitreißend Selbstverständliches über eine offizielle Pressemitteilung schreibt, wird es ernst. Denn der Süddeutsche Verlag (SV) ist von der Krise der Medienbranche deutlich stärker betroffen als bisher bekannt. Mit 50 Millionen Euro Umsatzrückgang allein bei der Süddeutschen rechnet der SV nach eigenen Angaben in diesem Jahr.

Jetzt muss das Unternehmen zeigen, was genau es unter „kreativem Turnaround-Management“ (Pressemitteilung) versteht, mit dem die Mediengruppe (siehe Kasten) aus den roten Zahlen kommen will. Laut Spiegel jedenfalls könnte jener Turnaround auch in einer Veränderung der bisherigen Gesellschafterstruktur des SV bestehen.

„Einzelne Mitglieder“ der insgesamt fünf traditionell miteinander im Clinch liegenden Familien hätten „bereits Investmentbanker und Anwälte vorgeschickt“, um „Verkaufs- und Beteiligungsmodelle“ auszuloten, schreibt das Magazin. Über „Schönwettergesellschafter“, die „zu gierig waren und keine Rücklagen gebildet haben“, schimpfen die Mitarbeiter. Um herauszufinden, wer der Hauptinteressent sein könnte, braucht es indes kaum Kreativität: Es ist wieder einmal die Essener WAZ-Gruppe. Sie hatte bereits 1995 über die Übernahme der Süddeutschen verhandelt; der Deal scheiterte am Preis. Heute sind die Karten deutlich ungleicher verteilt: 2001 machte der SV nach Spiegel-Berechnungen fast 44 Millionen Euro Miese, in diesem Jahr soll allein die Süddeutsche 30 Millionen Euro zum Verlust beisteuern. Doch nicht nur die WAZ, auch die derzeit stark expandierende Regionalzeitungsgruppe des Verlegers Dirk Ippen (Münchner Merkur, HNA) oder die tiefschwarze Passauer Neue Presse stünden als neue Partner zur Verfügung, heißt es in Branchenkreisen.

Das eben erst nach amerikanischem Vorbild umstrukturierte SV-Management will dagegen die Eigenständigkeit erhalten – und den Verlag „im Jahr 2003 trotz stagnierender Werbemärkte in die Gewinnzone“ zurückführen. Ziel bleibe die „nationale Marktführerschaft für die Süddeutsche“, so SV-Geschäftsführer Dirk Refäuter. Durch laufende Sparmaßnahmen habe man die Kosten bereits um 90 Millionen Euro gesenkt, nun sollen die Konzernstrukturen überprüft und „zu einem Gesamtkonzept“ gebündelt werden.

Laut Finanzchef Hanswilli Jenke, der erst seit Anfang Oktober im Haus ist, ziele die Restrukturierung aber nicht primär auf weiteren Personalabbau. Denn der läuft längst: Bis Ende 2003 fallen verlagsweit 600 von rund 5.000 Arbeitsplätzen weg. Als sicher gilt dagegen eine Konzentration auf das Kerngeschäft Süddeutsche – und damit der Verkauf diverser Konzerntöchter von den Regionalzeitungen bis zu den Fachverlagen.

Nach Verlagsangaben gesichert sind dafür zunächst Kostenverursacher wie das SZ-Magazin und der neue NRW-Regionalteil der Süddeutschen. Dafür, dass sich trotz solcher Zusagen in den Redaktionen nicht all zu viel Beruhigung breit machte, sorgte neben der auffälligen Abwesenheit von Chefredakteur Hans Werner Kilz (Urlaub in den USA) auch noch ein kryptisches Zitat von SV-Chef Dirk Refäuter: Der hatte im eigenen Blatt festgestellt, „es gebe bei den Kosten der Zeitung freilich noch Anhaltspunkte.“ STEFFEN GRIMBERG

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