Bambule-Demo: (An-)Gebot der Vernunft
Was Hamburg an diesem Wochenende erlebte, war eine triumphale Manifestation und ein deutliches Zeichen an den Rechtssenat: 10.000 Menschen gingen für ihre Meinung auf die Straße – und das nach dem Demonstrationsmarathon der vergangenen Wochen. So etwas hat es in der Hansestadt seit der heißen Phase um die Hafenstraße nicht mehr gegeben.
Kommentar von KAI VON APPEN
Das Ausmaß der Proteste zeigt, dass Innensenator Ronald Schill mit seiner Hau-drauf-Politik gescheitert ist. Und wenn Bürgermeister Ole von Beust das Verhandlungsangebot an die Bambule-Gruppe wirklich ernst meint, dann ist der Punkt zum Handeln gekommen.
Es geht jetzt nicht darum, in den Streit zu verfallen, wer nun wen zuerst anruft, sondern wer vernünftig agiert. Die Bambulisten haben klugerweise das Gesprächsangebot des Senats trotz ihrer schmerzlichen Vertreibung aus dem Karoviertel angenommen und ihre Bedingungen für eine friedliche Beilegung des Konfliktes definiert.
Nun muss der Senat seinerseits ein vernüftiges Angebot unterbreiten, mit dem wirklich Raum für Gespräche geschaffen wird. Von Beust würde das Gesicht nicht verlieren, wenn er der Bambule zeitlich begrenzt einen Platz zur Verfügung stellt bis eine langfristige Lösung gefunden ist. Schon die Bauis vom „Dosengarten“ haben vorübergehend im Schanzenpark gestanden – und keinen hat‘s gestört.
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