: Mit Staatsknete zum Meistertitel
Der Weg für Handwerker zum Meistertitel ist lang und kostet nicht nur Fleißarbeit, sondern auch Geld. Meister-Bafög erleichtert Gesellen die Weiterbildung. Die Mittel für die Förderung wurden deutlich erhöht, auch die Zahl der Anträge steigt
von VOLKER ENGELS
Der Weg vom Auszubildenden zum Meister erscheint nicht nur auf den ersten Blick steinig: Zunächst müssen durchschnittlich drei Lehrjahre absolviert und mit einer Prüfung zum Gesellen abgeschlossen werden. Erst nach anschließend rund fünf Jahren Tätigkeit können Handwerker mit Gesellenstatus dann den höchsten Handwerksgrad ins Visier nehmen: den Meistertitel. Doch den gibt’s nicht umsonst.
Rund 1.200 Antragsteller haben alleine bis Oktober in Berlin das Meister-Bafög beantragt, mit dem der Staat die berufliche Qualifikation von Handwerksgesellen finanziell fördert. Auch Angehörige der Pflege- und Heilberufe sowie Betriebswirte, Programmierer und Fachkaufleute können von der staatlichen Aufstiegsförderung profitieren.
Wer in der betrieblichen Hierarchie eine Stufe nach oben steigen will, etwa vom Status des Angestellten zum leitenden Handwerker, oder als Selbstständiger einen eigenen Betrieb eröffnen will, muss sich zuvor auf die Meisterprüfung bei der Handwerkskammer vorbereiten. Solche Kurse, die von den Handwerkskammern und privaten Bildungsträgern angeboten werden, haben allerdings ihren Preis: Rund 7.800 Euro müssen etwa Zahntechniker berappen, die am neunmonatigen Meisterlehrgang der Berliner Handwerkskammer teilnehmen wollen.
Neben praktischen und fachtheoretischen Inhalten vermitteln die Kurse auch pädagogisches und betriebswirtschaftliches Wissen. Gesellen, die sich in Teilzeit neben ihrer Arbeit auf die Prüfung vorbereiten wollen, werden in Abendkursen geschult.
Vor allem „bessere Perspektiven“ im Beruf sind wohl ein Grund dafür, dass immer mehr junge Handwerker den Weg in Richtung Meistertitel einschlagen, sagt Wolfgang Rink, Sprecher der Berliner Handwerkskammer. Meister könnten im Unterschied zu Gesellen Betriebe leiten oder sogar übernehmen. Besonders bei Neugründungen im Handwerksbereich sei der Meistertitel wichtig: „Bei der Qualifizierung werden neben einem fachpraktischen und einem fachtheoretischen Teil auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt, die wichtig sind, um einen gesunden Betrieb auf die Beine zu stellen“, ist Rink überzeugt. Im Gegensatz zu Existenzgründungen aus dem handwerksähnlichen Gewerbe, würden „rund zwei Drittel aller Meisterbetriebe fünf Jahre und länger am Markt bestehen“.
Die Bundesregierung hat die finanziellen Mittel für das Meister-Bafög in diesem Jahr um 46 Millionen Euro auf insgesamt 105 Millionen Euro erhöht, um mehr Fachkräfte und Existenzgründer zu unterstützen.
Für das kommende Haushaltsjahr wird mit einer weiteren Steigerung auf „mindestens“ 130 Millionen Euro gerechnet, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Bis Juli haben bundesweit mehr als 41.000 angehende Meister eine Förderung beantragt. Das entspricht einer Steigerung um 145 Prozent gegenüber dem Vorjahr; in Berlin liegt die Steigerungsrate immerhin noch bei 130 Prozent.
Ansprechpartner für Interessierte sind in Berlin die Bezirksämter Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg-Hohenschönhausen. Wem dieser Weg allerdings zu weit ist, kann auch die kostenlose Hotline des Bildungsministeriums anrufen. Auch der Griff zum Telefonhörer könnte ein entscheidender Schritt für den beruflichen Aufstieg sein.
Unter der kostenlosen Rufnummer 0800 6 22 36 34 des Bildungsministeriums gibt es montags bis freitags zwischen 8 und 20 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr Informationen zum Thema Meister-Bafög.Informationen im Internet unterwww.meister-bafoeg.info
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