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US-Militär am Golf fast einsatzbereit

Mit den jüngsten Militärmanövern der USA in der Region und dem Aufbau des High-Tech-Hauptquartiers der US-Armee ist Katar zum wichtigen Verbündeten der USA geworden. Das Material ist vor Ort, für einen Irakkrieg fehlt es nur noch an Soldaten

von KARIM EL-GAWHARY

Die USA und das Golfemirat Katar haben am Donnerstag vergangener Woche einen Militärpakt unterzeichnet. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der zu einem Kurzbesuch in das Emirat gereist war, erklärte, der Vertrag werde die militärische Bereitschaft der USA in der Region verbessern. „Katar ist ein wichtiger und wertvoller Verteidigungspartner“, sagte Rumsfeld. Auch wenn bei der Vertragsunterzeichnung nicht direkt auf den Irak verwiesen wurde, ist der Kleinstaat am Golf Katar damit endgültig zu einem der wichtigsten regionalen militärischen Alliierten der USA für einen möglichen Krieg mit dem Irak avanciert.

Je nach Schätzungen halten sich derzeit zwischen 60.000 und 80.000 US-Soldaten in unmittelbarer Nachbarschaft des Irak auf. Seit vergangener Woche testet das US-Zentralkommando Centcom unter General Tommy Franks auch seine neue vorgeschobene Kommandobasis im US-Stützpunkt Sayliya in Katar mit einem Manöver namens „Internal Look“.

Anderes als bei herkömmlichen Manövern wühlen allerdings keine Panzer den Wüstensand auf. Es ist die virtuelle Kriegführung, die hier etwas über 1.000 Kilometer südlich von Bagdad auf dem Programm steht. Oder wie es ein hochrangiger Centcom Offizier beschreibt: „Hier findet die Feinabstimmung der vorgeschobenen Kommando-, Kommunikations- und Kontrollausrüstung statt.“

Über 750 Offiziere und Centcom-Mitarbeiter sind an dem Testlauf beteiligt, der letzte Woche begonnen hat und bis zu zehn Tage dauern soll. Denn wenn es einmal tatsächlich losgeht, dann werden von Katar aus die Befehle an die Armeeführung in Kuwait, das Flottenhauptquartier in Bahrain und die Luftwaffenzentrale in der Prinz Sultan Air Base in Saudiarabien in Abstimmung mit der Centcom-Zentrale in Florida ausgegeben und überwacht.

Das Militär gibt sich zuversichtlich, dass es seinen Job gegebenenfalls ohne größere Probleme erledigen könnte. Hervorgehoben werden auch immer wieder die technologischen Fortschritte seit dem letzten Golfkrieg 1991. Auch wenn das Pentagon einen anderen Eindruck erweckt hatte: Gerade mal 10 Prozent der auf den Irak abgeworfenen Bombenlast machten damals lasergelenkte Präzisionsbomben und Raketen aus. Bei einem erneuten Waffengang könnte diese Zahl auf 80 Prozent steigen. Das US-Militär glaubt sich bereits heute bedingt einsatzbereit. Immerhin sei für den Beginn einen Luftkrieges bereits alles vor Ort, und es gäbe genug Bodentruppen, um Kuwait und den autonomen kurdischen Nordirak zu verteidigen. Was jetzt noch bleibt, sagt Viersterne-General a. D. und US-Golfkriegsveteran McCaffrey, ist, möglicherweise weitere hunderttausend Soldaten in die Region zu fliegen und mit ihrer dort bereits vorhandenen Ausrüstung zu vereinen. Das koste kaum Zeit.

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