piwik no script img

Rosen von der Gewoba

Nur „Häuslebauer“ machen noch Konjunktur: Die Gewoba muss schwer vermietbare Wohnblocks abreißen und den Umfang der Neubau-Tätigkeit der Flaute auf dem Immobilien-Markt anpassen

Die Gewoba tut Gutes und möchte, dass auch darüber geredet wird. In der Vahr hat die – noch – mehrheitlich in staatlichem Besitz befindliche Wohnungsbaugesellschaft die Grünflächen zwischen den Häuserblocks saniert und Bambus-, Rosen- und Kräutergärten angelegt. Die Gärten werden „ergänzt durch Landmarks“, das sind künstlerische Gestaltungen wie etwa Lichtkugeln. Die Skulptur „Paare“ des Bremer Künstlers Hans Müller soll auf dem Kreisverkehr August-Bebel-Allee/Paul Singer Straße errichtet werden. Und nicht zuletzt hat die Gewoba-Stiftung mit 86.000 Euro in diesem Jahr 38 Bremer Schulprojekte unterstützt. Geschäftskunden müssen dafür regelmäßig auf ihre Weihnachtspräsente verzichten.

Über ihr eigentliches Geschäftsfeld kann der Gewoba-Vorstand weniger Erfreuliches berichten: Wegen des erwarteten Bevölkerungsrückganges werden Wohnanlagen abgerissen. „Das ist eine schlimme Geschichte“, entfährt es dem altgedienten Vorstand Werner Teetz, „am Ende meines Berufslebens muss ich das noch erleben.“ In Bremen-Nord und in Bremerhaven will die Gewoba eigene Wohnblocks abreißen, nur eine Mieterin hat bisher keine Ersatz-Wohnung akzeptiert. Da der geplante Abriss eines Hauses kein Kündigungsgrund ist, muss die Gewoba ihren Mietern schon attraktive Angebote machen – etwa 20 Prozent der Kosten von Abriss-Aktionen gehen für die Befriedigung der Mieterinteressen drauf, sagt Vorstand Teetz.

In Osterholz-Tenever geht es nicht so schnell voran. Da will das Unternehmenzusammen mit der staaatlichen Bremer Investitionsgesellschaft „BIG“ die Wohnungen aus der Konkursmasse des Architekten Krause übernehmen und zum Teil abreißen. Die Firma Hochtief, die sich mit einem Drittel an der Sanierungsfirma beteiligen wollte, hat kein Interesse mehr an dem Sanierungs-Auftrag, nun teilen sich Gewoba und BIG die 41 Millionen Euro Gesellschafterkapital. Nachdem der Senat in der vergangenen Woche die Bereitstellung von zusätzlichen 31 Millionen Euro staatlicher Mittel endgültig beschlossen hat, kann die neue Firma im kommenden Jahr die Immobilien bei einer Zwangsversteigerung erwerben.

In Bremerhaven, so teilte Gewoba-Vorstand Wolf Stadler mit, ist der Immobilienmarkt so „kaputt“, dass die Gewoba zunächst auf den Flächen der abgerissenen Blocks nicht neu bauen wird. Eine Chance sähe er nur, wenn die Stadtplaner den Verkauf der Grundstücke an „Häuslebauer“ erlauben würden – bauträgerfreie Grundstücke sind immer noch gut nachgefragt, bei den Reihenhäusern geht die Nachfrage zurück.

In Bremen gab es zum Jahresende 2002 im Immobiliengeschäft noch einmal einen Schub, weil die „Eigenheimzulage“ vom Finanzamt ab dem kommenden Jahr nur noch für Käufer mit Kindern gezahlt wird. Gerade im Bereich des Verkaufs von Mietwohnungen aus dem Altbestand an die Mieter hat diese Änderung gravierende Folgen – die wenigsten der Mieter haben noch Kinder im anrechnungsfähigen Alter. Für 2003 rechnet die Gewoba „angepasst an die schwierige Marktsituation“ nur noch mit 150 Mietwohnungs-Verkäufen „aus dem Bestand“, 2002 waren es noch 180. In diesem Jahr hat die Gewoba 62 Eigentums-Reihenhäuser und 69 Eigentumswohnungen fertiggestellt, für 2003 ist bisher der Baubeginn von 64 Reihenhäusern und 20 Mietwohnungen geplant. Wann und wie nachhaltig die Immobilienkonjunktur wieder anzieht, ist offen – für 2015 haben die Gutachter der Gewoba einen Leerstand von etwa 10.000 Wohnungen in Bremen vorausgesagt.

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen