Archäologie der NS-Lager: Das verborgene KZ
In Niederbayern erinnert ein Mahnmal an ein KZ-Außenlager. Aber wo war dieses Lager? Archäologen haben die Geschichte wieder ans Tageslicht gebracht.
D er Eingang in den Keller ist mit einem Spezialschloss gesichert. Es geht einen schmalen Gang entlang, dann öffnet Archivarin Annabelle Lienhardt die mit einem weiteren Schloss gesicherte Tür. Der klimatisierte Raum ist von Neonlicht beleuchtet und mit Stahlregalen ausgestattet. Darauf sind Kunststoffwannen übereinandergestapelt. „Fundzettel“ steht dazu auf Papier in einer transparenten Plastiktasche, und „Befundungsnummer“. Es sind Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen.
In einer der offenen grauen Wannen ist ein verschlungenes Objekt zu erkennen, lang, dünn und rostig-braun. „Fundbezeichnung: Stacheldraht“ steht auf dem Zettel, und dass man den Draht auf dem Gemeindegebiet von Pocking ausgegraben hat. Dort haben vor über 2.000 Jahren schon Kelten gelebt, später Römer, Bajuwaren, Merowinger. Kelten kannten keinen Stacheldraht, so viel ist sicher.
Diese Hinterlassenschaften, die alles in allem 66 Kunststoffkisten füllen, stammen aus jüngerer Zeit. Dies hier ist auch kein archäologisches Museum. Wir befinden uns in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in der bayerischen Oberpfalz und der Stacheldraht stammt aus einem Außenlager des früheren Konzentrationslagers, einem von mehr als 80. Aus Pocking in Niederbayern, nahe der Grenze zu Österreich, im Rottal. Verlegt vermutlich im Jahr 1945. Ausgegraben vor ein paar Monaten.
Man kann Geschichte beschweigen und vergessen, man kann versuchen, mit ihr umzugehen. Irgendwann kehrt sie zurück, so oder so, nicht immer golden glänzend, sondern in diesem Fall rostend und hässlich. Es ist nicht so, dass sie in Pocking vergessen hätten, dass es dort einmal dieses Lager gegeben hat, in dem kurz vor Kriegsende fast einhundert Menschen jämmerlich verreckt sind, an Hunger und Krankheiten.
Das mit dem Vergessen ginge schon deshalb nicht, weil da an der Bundesstraße 12 groß und quadratisch dieses Mahnmal steht, mit dem in den Himmel weisenden schlanken Obelisken. Darauf ein stilisierter Gefangener hinter Stacheldraht abgebildet, ein Wachturm im Hintergrund, zwei Jahre nach Kriegsende errichtet von den ehemaligen Gefangenen.
„Wir stellen uns dieser Vergangenheit“, sagt Pockings Amtsleiter Christian Hanusch, Chef der Rathausverwaltung der Kleinstadt. Aber ob man es wirklich so genau wissen wollte?
Archäologie dank Autobahnbau
Stefanie Berg steht im strömenden Regen auf einer Baustelle, neben ihr ein aufgeweichter Kartoffelacker. Arbeiter machen sich bei diesem Wetter rar. Im Hintergrund ist eine bereits fertiggestellte Brücke zu erkennen, die einmal die Autobahn 94 zwischen Passau und München überspannen wird. Es ist diese Autobahn, die das alles wieder hochgebracht hat, die Geschichte und das KZ-Lager.
Wer in Bayern eine solche Trasse bauen will, sei es für eine Stromleitung, eine Bahnlinie oder eben eine Schnellstraße, der hat zuvor bei der Archäologin Stefanie Berg anzuklopfen, Landesamt für Denkmalpflege, Abteilung lineare Projekte. Berg und ihre Kollegen prüfen dann, ob sich am projektierten Bauplatz historisch wertvolle Hinterlassenschaften befinden könnten. Und ob man deshalb Archäologen mit einer Untersuchung beauftragen muss.
Verhindern könnte sie vom Landesamt die neuen Trassen nicht, sagt Berg. Aber immerhin darunter nachschauen lassen, was dort einmal war. Das geschieht etwa siebzigmal im Jahr.
„Die A94 verfolgt mich seit Jahren“, sagt Stefanie Berg. 150 Kilometer wird die Strecke einmal lang sein. Sie führt durch eine eher flache Gegend ohne großartige Berge. So etwas wird landläufig gerne als Kulturlandschaft bezeichnet, mit versunkenen keltischen Siedlungen, römischen Gutshöfen und frühmittelalterlichen Anlagen. Oder eben einem deutschen Konzentrationslager.
Wo sich das KZ-Außenlager Pocking einmal befand, das wussten sie selbst in der Gedenkstätte Flossenbürg nicht so genau, bekennt deren Leiter Jörg Skriebeleit. Man kannte nur das Mahnmal, aber das liegt in Wahrheit ein paar Hundert Meter weit entfernt. Tatsächlich war es erst eine Kollegin Bergs im Landesamt für Denkmalpflege, die auf US-Luftbildaufnahmen vom April 1945 Baracken entdeckte. Genau dort, wo künftig die Autos nach Passau rasen sollen.
Also beauftragte Berg die auf Grabungen spezialisierte Firma ArcTron mit einer Untersuchung. Und so rückte Grabungsleiter Patrick Hillebrand dort im Mai 2022 mit sechs Leuten und einem Baggerfahrer an.
Vorher allerdings gab es eine geophysikalische Voruntersuchung, mit deren Hilfe Bodenstrukturen erkennbar sind, ohne das Areal zu tangieren. „Wir planen so, dass wir nichts Überraschendes finden“, sagt Stefanie Berg. Man will so früh wie möglich Klarheit darüber haben, was einen bei einer Grabung erwartet.
Die Archäologin stapft neben der Autobahnbaustelle durch den Matsch. Sie steht jetzt auf dem Grabungsgelände, Umfang 180 mal 100 Meter. Eisenrohre liegen rechts von ihr. Gelochte Ziegelsteine sind zu einem Haufen zusammengeworfen, dazwischen Betonbrocken, etwas abseits liegen Reste einer Abwasserleitung. Es sind die Hinterlassenschaften der Ausgrabung, durchaus Teile des Lagers, aber aufgrund ihrer seriellen Herstellung nicht der Erhaltung für wert befunden.Den Humus haben sie mit einem kleinen Bagger entfernt, erzählt Hillebrand am Telefon. Direkt darunter entdeckten die Archäologen das KZ-Lager von Pocking. Die Fußböden der Baracken. Die Ziegelsteine. Die Wasser- und Abwasserleitungen.
Sie konnten die Grundrisse der Baracken rekonstruieren, deren Holz sich nicht erhalten hat. Sie bargen jede Menge Bierflaschen von örtlichen Brauereien, dazu ungarische Uniformknöpfe. Zahnpastatuben. Nazi-Orden. Einen Kamm. Den Stacheldraht hatten die Nazis unter der Erde vergraben, um eine Flucht der Gefangenen durch einen Tunnel zu verhindern, berichtet Stefanie Berg.
Die gefundenen gläsernen Ampullen musste das Landesamt gleich an die Polizei weitergeben – Verdacht auf illegale Betäubungsmittel. Tatsächlich konnten Experten darin Morphine nachweisen, damals beliebt bei der deutschen Luftwaffe zur Leistungssteigerung.
Und dann ist da noch dieses Zigarettenetui aus Aluminiumblech, das ein Unbekannter mit viel Liebe verziert hat. Er hat auch einen Namen hinzugefügt, „Tasja“ steht da in kyrillischen Buchstaben. Wer der Mann, höchstwahrscheinlich ein Gefangener, war, ist nicht bekannt. So eine Zigarettendose kann einiges erzählen, sagt Stefanie Berg. Sie stellt ein persönliches Stück aus der Zeit dar und macht damit das Geschehen vor 80 Jahren viel fassbarer als die umfangreichsten Statistiken.
Ein Außenlager in der Kriegsendphase
Ein Mann wird in jedem Fall Besitzer der Dose gewesen sein, denn das KZ-Außenlager Pocking, gegründet am 6. März 1945, beherbergte nur männliche Häftlinge, 400 an der Zahl. Sie kamen aus halb Europa, viele von ihnen aus der Sowjetunion und Polen, andere aus Jugoslawien, Frankreich und Tschechien. Es waren Menschen aus Griechenland unter ihnen, aber auch Deutsche.
Ein Teil von ihnen waren Juden. Sie seien mit dem Zug in tagelanger Fahrt von Flossenbürg nach Pocking gekommen, erinnerten sich später ehemalige Häftlinge. Der Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit geht davon aus, dass die Männer zuvor aus anderen Konzentrationslagern im Osten, besonders aus Groß-Rosen in Niederschlesien, nach Flossenbürg gekommen waren, weil die Rote Armee Anfang 1945 auf dem Vormarsch war. „Pocking ist ein Beispiel für die Außenlager in der Kriegsendphase“, sagt Skriebeleit.
„Rüsele, Georg“, ein „Reichsdeutscher“ von „Beruf Betonierer“, geboren am 2. März 1906, steht an erster Stelle einer Liste mit den 400 Namen. Es folgen Krakowaka, Roman; Michalski, Stefan; Abraskin, Konstantin; Schmidt, Wilhelm; Radon, Wladyslaw. Und so weiter und so fort, exakt 400 Namen, acht Seiten lang.Datiert ist das bräunlich verfärbte Papier auf den 6. März 1945. „Überstellung männlicher Häftlinge vom K.L. Flossenbürg nach dem Arbeitslager Kirchberg“ steht darüber. Jemand hat aus „Kirchberg“ handschriftlich „Kirchham“ gemacht, so lautet der Name einer Nachbargemeinde von Pocking, deren Grund unmittelbar hinter dem Lager beginnt.
Zwei Monate später war jeder vierte Gefangene tot.
Überlebende berichteten, dass es in den Baracken nicht einmal Betten für sie gegeben habe. Die Häftlinge mussten auf dem Fußboden schlafen. Viele von ihnen waren schon bei ihrer Ankunft krank, sie litten an Ruhr, Typhus oder Durchfallerkrankungen.
Der polnische Jude Heinrich Feinberg erinnerte sich: „Die Hygiene war unbeschreiblich, und auch das Essen kaum nennenswert. Etwas Brot in der Frühe und irgendeine heiße Brühe, dann mussten wir zu Fuß zum Flughafen. Abends nach der Arbeit bekamen wir eine Suppe, in der weniger enthalten war als uns zustand, denn die Lagerleiter, die Kapos, die Häftlingsverwalter, das Küchenpersonal u. a. nahmen für sich selbst das meiste.“Ein anderer Häftling berichtete, dass es für die Häftlinge eine eigene Küche gegeben hätte, das Wachpersonal sei dagegen von der Luftwaffe versorgt worden. Es habe auch Misshandlungen durch das Wachpersonal gegeben.
Bewacht wurden die Gefangenen sowohl von SS-Männern als auch von Soldaten der Luftwaffe. Dazu kamen ungarische Einheiten, die sich in der Region aufhielten – daher die ungarischen Knöpfe.
Lagerführer war der lang gediente SS- und KZ-Wachmann Paul Landgräbe aus Flossenbürg. In den 1970er Jahren verliefen Ermittlungen gegen ihn im Sande. Man konnte keine konkrete Tötung nachweisen – dies aber galt damals als zwingend notwendig für eine Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord. Heute, da kaum noch ein Täter am Leben ist, wäre das anders – es hieße etwa Tötung durch Herbeiführung lebensfeindlicher Verhältnisse.
Zwangsarbeit für die Wehrmacht
Bis Ende März 1945 waren in Pocking schon 17 der Häftlinge gestorben. Sie wurden auf dem Friedhof von Kirchham ohne Teilnahme eines Geistlichen begraben. Am 13. April sind 37 Todesfälle verzeichnet. Angaben zu den Todesursachen gibt es nicht.
Ein nur schwer lesbares Dokument vom 20. März 1945 über die „Lagerstärke männlicher Häftlinge“ hat sich erhalten. Es listet akribisch genau für jedes Nebenlager von Flossenbürg die Namen der jüngst Verstorben auf. Bis Anfang Mai waren es 96 Todesopfer. Dann kam der 2. Mai 1945 und die 65. Infanteriedivision der 3. US-Armee. Da waren die Gefangenen endlich frei. Das Hauptlager Flossenbürg befand sich schon seit zwei Wochen in der Hand der Amerikaner.
Ein kleinerer Teil der KZ-Gefangenen arbeitete bis dahin am Bahnhof von Pocking und musste Baracken errichten. Die meisten Männer waren aber zur Zwangsarbeit auf dem nahen Flugplatz der Wehrmacht beim Bau einer Rollbahn eingesetzt. Sie trafen dort auf andere inhaftierte Männer, Kriegsgefangene des „Arbeitskommandos 902“, die schon seit 1943 im Einsatz waren. Dort schufteten etwa 800 sowjetische Gefangene und 400 politische Häftlinge aus dem Gefängnis München-Stadelheim.
Ja, ein ehemaliges Konzentrationslager sei schon etwas anderes als eine Untersuchung auf frühmittelalterliche Spuren, sagt Ausgräber Patrick Hillebrand. „Die Befunde sehen völlig anders aus. Die Menge an Fundmaterial ist extrem hoch“, sagt der 41-Jährige. „Vor allem aber der Kontext!“ Die Erinnerung an die Taten der SS sei schließlich immer präsent. Schließlich gebe es heutzutage keine Verbindung mehr zu Menschen aus der Römerzeit oder dem Mittelalter, ergänzt Stefanie Berg. Wohl aber gebe es Überlebende aus Konzentrationslagern.
Auch wenn die Ausgrabung selbst beendet ist – noch sind nicht alle Ergebnisse abgeklärt. Geschichte ist bekanntlich nie ganz abgeschlossen. Etwas Neues entwickelt sich aus dem Alten. In diesem Fall geht es um die unmittelbaren Folgen der Nazibarbarei mit ihren Millionen Ermordeten und Vertriebenen. Und damit um das 1947 eingeweihte Denkmal für das KZ, den Obelisken an der B 12.
Das Mahnmal an der Autobahn
Während des bundesdeutschen Wirtschaftswunders ist man nicht eben pfleglich mit der Anlage umgegangen. Auf der einen Seite hat man die Bundesstraße 12, diese schnurgerade Rennstrecke in Richtung Passau, verbreitert. Sie verläuft jetzt so unmittelbar an dem Mahnmal vorbei, dass der ursprüngliche Ein- und Ausgang zentimetergenau an einer Leitplanke endet, hinter der die 40-Tonner brüllen. Auf der anderen Seite sind Bagger gefährlich nahe an das Denkmal herangerückt.
Man muss nur wie Stefanie Berg die Stufen links des Obelisken aus der Senke hinaufsteigen, in der das Mahnmal liegt, und man blickt auf eine gigantische Kiesgrube, die Abbruchkante verläuft vielleicht zehn Meter entfernt. Zwischen dieser Kante und der Treppe zum Denkmal ist ein großer Davidstern in den Boden eingelassen. Es ist ein Denkmal im Denkmal, denn der Stern erinnert nicht an die KZ-Opfer, sondern an Kinder. Genauer an ganz kleine Kinder, die hier begraben sein könnten.
Nach der Befreiung entstand anstelle des Fliegerhorstes wieder ein Lager, aber ein ganz anderes. Die Vereinten Nationen und die US-Army kümmerten sich um die Insassen. Es waren überlebende Jüdinnen und Juden, vertrieben aus halb Europa, heimatlos, in Bayern gestrandet. Bis zu 8.000 Menschen lebten bis 1949 im jüdischen DP-Lager Waldstadt bei Pocking. Auch ein Teil der befreiten KZ-Häftlinge aus Pocking kam dort unter.
Kinder wurden geboren, viele Kinder. Auf den Holocaust folgte unter den jungen Überlebenden ein Babyboom, auch als Zeichen für einen Neuanfang. Und weil viele der Mütter extrem geschwächt waren, starben häufig Babys kurz nach ihrer Geburt. Hier, am Obelisken, so heißt es, habe man sie beerdigt, nahe bei den Toten aus dem KZ, weil es keinen anderen jüdischen Friedhof gab.
Eine Art Einfriedung oder Zaun soll es damals um die Gräber gegeben haben. Er verschwand und machte einem Kartoffelacker Platz, wie sich überhaupt die Deutschen mäßig interessiert an der unmittelbaren Vergangenheit zeigten. Zur Einweihung der KZ-Mahnmals hagelte es 1947 Absagen. Der Kultusminister verwies auf eine andere Veranstaltung. Der Generalvikar des Bistums Passau musste eine Kirche einweihen. Der Passauer Bischof war auf einer Kirchweih im Bayerischen Wald. Der Herr Ministerpräsident musste zum Länderrat. Tja. Den Deutschen fehlte einfach die Zeit, um sich um ihre Verbrechen zu kümmern.
Die Toten aus dem Konzentrationslager Pocking waren 1945 zunächst am Lager beigesetzt worden, im Jahr 1947 kamen sie auf das Gelände des Denkmals. Von dort wurden sie 1957 umgebettet, zum größten Teil auf den Ehrenfriedhof der Gedenkstätte Flossenbürg. Aber was ist mit den Kindern, die zwischen 1947 und 1949 hier beerdigt wurden?
Jetzt hat das bayerische Landesamt für Denkmalpflege eine Radar- und Geomagnetikprospektion des Geländes veranlasst, berichtet Stefanie Berg. Dabei werden die Bodenschichten nicht angetastet, nur vermessen, eine angemessene Vorgehensweise, gelten jüdische Gräber doch als unantastbar. In einigen Wochen dürften die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, dann wird man sehen.
Die Grabung an der Autobahnbaustelle ist abgeschlossen, die A 94 kann kommen. Die Geschichte ist archiviert, sie steckt in den Plastikwannen in Flossenbürg. Hillebrand muss seinen Grabungsbericht noch fertigstellen, aber darin wird kein Detail fehlen. Er nennt die Grabungsergebnisse schon jetzt „einen Glücksfall für die Forschung“.
Man besitze jetzt eine sehr gute Datenlage über eine solche Anlage, viel besser als zuvor. Er plant seine Dissertation über Pocking zu schreiben. Tatsächlich wurden die allermeisten KZ-Außenlager in Deutschland so wie in Pocking nach Kriegsende hastig abgerissen, sodass heute die Kenntnisse über deren Strukturen Lücken aufweisen.
Die rund 17.000 Einwohner zählende Stadt Pocking möchte gern einige der im KZ-Lager gefunden Objekte präsentieren, vielleicht in einer Dauerausstellung, sagt Amtsleiter Christian Hanusch. Stefanie Berg erinnert sich lebhaft an eine Bürgerversammlung im Frühjahr, auf der die Archäologen ihre Funde präsentierten. Über 200 Menschen seien in die Stadthalle gekommen. Junge, darunter ein Lehrer und einige seiner Schüler, die schon bedachten, wie man die Fundstücke in den Unterricht einbauen könnte, und ältere, die erzählten, was ihre Eltern ihnen von dem Lager berichtet hatten.
Die Geschichte in Pocking hat sich gewandelt. Lag sie bisher unentdeckt unter einem Acker, so ist sie nun sichtbar geworden, wenn auch nicht mehr am Ort des Geschehens. Der rostige Stacheldraht, das Zigarettenetui, die Uniformknöpfe, sie werden bleiben, als Beweis für das, was 1945 in der bayerischen Provinz geschehen ist. Das ehemalige KZ-Außenlager ist nun ein eingetragenes Bodendenkmal.
Stefanie Berg steht auf dem aufgeweichten Grabungsgelände und deutet auf den nahen Kartoffelacker. Man habe nur ein Drittel des ehemaligen KZ-Außenlagers ausgegraben, sagt sie, nämlich den, der von der Autobahn zerstört werden würde. Der Rest bleibt unter der Erde. Für künftige Forschungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken