Arbeitskampf in 35 Meter Höhe: Besetzung nach 309 Tagen erfolgreich
In Südkorea hat die Kranbesetzerin Kim Jin Suk ihr Ziel erreicht: die Wiedereinstellung von 94 entlassenen Arbeitern bei der Hanjin-Werft in Busan.
BERLIN taz | Die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten der Werft von Hanjin Heavy Industries & Construction im südkoreanischen Busan haben am Donnerstag einem Kompromiss zur Wiedereinstellung von 94 entlassenen Arbeitern zugestimmt.
Darauf kletterte die Gewerkschaftsaktivistin Kim Jin Suk nach 309 Tagen vom Kran 85 und begab sich - begleitet von Polizisten - zur medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus. Dies meldete am Donnerstag die koreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Die Polizei wollte die 51-Jährige später verhören und dann wegen Hausfriedensbruch festnehmen.
"Ich wusste, dass ich lebend wieder runterkommen würde, sagte Kim laut Korea Times. "Ich habe nie aufgehört, den Arbeitern und der Gewerkschaft zu vertrauen. Ihr habt mich gerettet." Dabei zeigte der harte Arbeitskampf die Uneinigkeit innerhalb des lokalen Zweigs der Korean Confederation of Trade Unions (KCTU), des militanteren der beiden großen koreanischen Gewerkschaftsverbände.
Kim hatte seit dem 6. Januar allein im Kranführerhaus in 35 Meter Höhe protestiert und darauf bestanden, erst runterzuklettern, wenn alle von der Werftleitung entlassenen Arbeiter wieder eingestellt würden.
Von den 1.400 Beschäftigten waren 400 entlassen worden. 1.100 begannen einen Streik, der im Juni nach 190 Tagen mit einem Kompromiss endete. 306 Arbeiter stimmten Abfindungen zu, doch 94 streikten weiter. Auch Kim setzte ihre Besetzung fort.
Der jetzige Kompromiss sieht die Wiedereinstellung der entlassenen 94 innerhalb eines Jahres vor sowie Erstattungen für ihren Lebensunterhalt im Wert von umrechnet jeweils 13.000 Euro.
Hanjin hatte die Entlassungen mit hohen Kosten begründet und wollte einen Teil der Werft in die Philippinen verlagern, wo die Löhne niedriger sind.
Kim arbeitete einst als Schweißerin bei Hanjin, wurde 1986 aber nach einem Streik gefeuert. Sie schrieb darüber ein Buch und begann in der lokalen KCTU-Leitung zu arbeiten. Ihr Protest hauchte der koreanischen Linken neues Leben ein, war aber unter Gewerkschaftern umstritten. Mehrfach griff die Polizei Solidaritätsaktionen an.
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