Arbeitskampf für Tariflohn: Fragwürdiges Geschäftsmodell
Labor Berlin, eine Tochter der Krankenhäuser Vivantes und Charité, wehrt sich gegen Tarifbezahlung. Marktwirtschaft schafft eben keine Tariflöhne.
![Altes Thema: eine Vivantes-Mitarbeiterin zeigt in Berlin vor dem Krankenhaus Friedrichshain ein Schild mit der Aufschrift "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", eine Aufnahme von 2016 Altes Thema: eine Vivantes-Mitarbeiterin zeigt in Berlin vor dem Krankenhaus Friedrichshain ein Schild mit der Aufschrift "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", eine Aufnahme von 2016](https://taz.de/picture/5020981/14/Demo-Vivantes-Krankenhausbewegung-1.jpeg)
E s ist eine schreiende Ungerechtigkeit: In der Labor Berlin GmbH – eine Tochter der kommunalen Krankenhäuser Vivantes und Charité – werden gravierend unterschiedliche Löhne gezahlt. Während einige Beschäftigte von Charité oder Vivantes gestellt werden und deshalb Tariflöhne erhalten, arbeitet ein weiterer Teil direkt für die GmbH. Und weil diese formal von ihren Müttern unabhängig ist, kann eine Tarifbezahlung umgangen werden. Die Folge: Lohnunterschiede von Hunderten Euro, so die Gewerkschaft Verdi.
Das Problem existiert in zahlreichen Tochtergesellschaften von Vivantes, wie etwa der Reinigungsfirma Vivaclean oder der Vivantes Reha. Im Fall von Labor Berlin verweigert die Klinikleitung aber bisher konsequent, die Tarifverhandlungen auch nur aufzunehmen. Derweil betreibt die Labor Berlin-Geschäftsführung nach allem, was bekannt ist, regelrechtes Union-Busting: In „internen Informationskampagnen“ wird behauptet, das ganze Unternehmen ginge durch Tarifbezahlung den Bach runter. Aktive Mitarbeiter:innen werden wohl beschuldigt, sich für die Entlassung von Kolleg:innen einzusetzen.
Diese Argumentation ist entlarvend: Wenn das Geschäftsmodell eines Unternehmens bedroht ist, weil es sich Tariflöhne nicht leisten kann, dann ist schließlich das Geschäftsmodell zu hinterfragen – und nicht etwa der Tariflohn. Überhaupt ist völlig unklar, ob die vorgelegte Rechnung stimmt. Grundsätzlich ist ein ordentliches Maß Skepsis geboten, wenn sich Arbeitgeber:innen gegen Lohnerhöhungen wehren.
Doch in diesem Fall spiegelt die Argumentation tatsächlich einen zentralen Glaubenssatz der Krankenhausbewegung; dass sich Gesundheit eben nicht in Marktkategorien pressen lässt. Denn wenn die Arbeitgeber:innen erklären, es seien die Zwänge des Marktes, die den Tariflohn unmöglich machen – wäre es dann nicht konsequent, den Gesundheitssektor dem Markt zu entziehen?
Letztlich liegt der Ball damit wieder bei der Politik, also bei Rot-Rot-Grün. Doch hier beschränkt man sich auf unterstützende Lippenbekenntnisse, konkret geschehen ist bisher wenig. Es wird ein harter Streik der Beschäftigten nötig sein, um diese Handlungslethargie zu überwinden. Entweder findet Labor Berlin dann doch noch irgendwo Geld – oder die Politik muss das Unternehmen in Mutterkonzern und Tarifbindung zurückholen. Fehlen auch dafür die Moneten, müssen sie beschafft werden – bestenfalls durch Umverteilung.
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