Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn: DB-Streiks am Montagmorgen
Die Gewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn konnten sich nicht auf einen Tarifvertrag einigen. Es muss mit Zugausfällen gerechnet werden.
Seit zwei Monaten verhandeln EVG und Bahn um einen neuen Tarifvertrag, am Samstag erklärte die Gewerkschaft, dass die Verhandlungen gescheitert seien. Zuvor hatten beide Seiten die ganze Nacht über in Hannover verhandelt. Zum Tarifangebot gehörten nach Bahn-Angaben eine Entgelt-Erhöhung von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung von 500 Euro. Die EVG sprach davon, dass die DB AG die Löhne zum 1. Mai 2019 nur um 2,5 Prozent erhöhen wollte, während man 3,5 Prozent gefordert habe. Auch die Laufzeit des Tarifvertrags ist der Gewerkschaft mit 29 Monaten zu lang.
Für die Bahn ist die Lage verzwickt, denn der Staatskonzern will eigentlich in die Offensive gehen und in den nächsten fünf Jahren rund 11 Milliarden Euro zusätzlich für Fahrzeuge, Personal und das Schienennetz ausgeben. Aus eigener Kraft kann sie das Geld aber nicht aufbringen – noch weniger, wenn es ein kräftiges Lohnplus gibt. Aber ein Imageschaden durch zu viel Knausrigkeit macht es auch nicht eben leicht, in Zeiten von annähernd Vollbeschäftigung wie geplant über 20.000 neue Mitarbeiter*innen zu finden. Nebenbei gab es am Wochenende einen Fahrplanwechsel, mehr Züge und höhere Preise.
Beide Seiten schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe. „Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit“, erklärte der Personalvorstand der Bahn, Martin Seiler. „Der Arbeitgeber hat uns in den Verhandlungen um mehr Geld nur Angebote vorgelegt, die nicht den Forderungen unserer Mitglieder entsprachen“, konterte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Immerhin gibt es Fortschritte bei den parallelen Verhandlungen zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. „Wir sind auf einem guten Weg und kurz vor dem Ziel“, sagte Seiler.
Fluchende Pendler, mehr Straßenverkehr. Mit etwas Glück bleibt es bei den Warnstreiks vom Montag, da Zugausfälle zur Weihnachtszeit beiden Seiten kaum Sympathiepunkte bringen würden. Die EVG jedenfalls hofft, bis Ende des Jahres einen Tarifvertrag aushandeln zu können. Am Ende gehe es, so erklärte die Gewerkschaft, ja auch nur um ein Prozentpunkt mehr Lohn, der noch fehle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands