Arbeitskampf bei Lufthansa: Ab Sonntag Mitternacht wird gestreikt
Nicht nur die Piloten - auch Bodenpersonal, Technik und Catering der Lufthansa werden in der Nacht zum Montag die Arbeit niederlegen. Verdi kündigt erhebliche Störungen des Flugverkehrs an.
BERLIN dpa/ap Bei der Lufthansa wird von diesem Montag an gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi rief das Kabinen- und Bodenpersonal am Freitag zu Arbeitsniederlegungen auf, die in der Nacht um Montag um Mitternacht beginnen sollen. In einer Urabstimmung hatten zuvor 90,7 Prozent für den Arbeitskampf gestimmt, wie Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott in Berlin mitteilte. Er kündigte erheblichen Störungen des Flugverkehrs an. Der Arbeitskampf werde unbefristet alle betroffenen Bereiche erfassen, allerdings werde nicht überall gleichzeitig gestreikt - Verdi wolle vielmehr an den unterschiedlichen Flughäfen zeitversetzt zu Streiks aufrufen.
In dem Tarifkonflikt geht es um höhere Gehälter für die rund 50 000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine. Die Gewerkschaft Verdi fordert 9,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Die Verhandlungen finden unabhängig von der Auseinandersetzung bei den Piloten statt.
Bestreikt würden neben dem Kabinen- das Check-In-Personal, die Technik-Sparte, Lufthansa Cargo und die Cateringtochter LSG sein, die auch andere Fluggesellschaften versorgt. Verdi-Verhandlungsführer und Mitglied des Bundesvorstandes Erhard Ott sagte, betroffen sein würden die Bereiche, die der Lufthansa wirtschaftlich schadeten. Er nannte als Beispiele die Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen, so dass keine Maschinen zur Verfügung stünden, und das Catering, womit auch Interkontinentalflüge betroffen wären.
Der Verdi-Funktionär riet Reisenden, sich bei der Lufthansa zu erkundigen, wie sie ihre Flüge planen sollten. Der Verhandlungsführer warb für Verständnis für den Streik in der Urlaubszeit, der nach vier ergebnislosen Runden nötig geworden sei. Nun sei es an der Lufthansa, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Lufthansa bot zuletzt im Gesamtvolumen 7,7 Prozent, Verdi fordert 9,8. Ein höheres Angebot hatte Unternehmenschef Wolfgang Mayrhuber kategorisch ausgeschlossen.
Laut einem Zeitungsbericht hat sich die Lufthansa mit einem detaillierten Notfallplan auf einen mehrwöchigen Streik des Boden- und Kabinenpersonals vorbereitet. Damit sollen selbst bei der aggressivsten Streikvariante bis 75 Prozent der Flüge sicher gestellt werden, schrieb die "Rheinische Post" unter Berufung aus Unternehmenskreise. Lufthansa-Sprecherin Claudia Lange wollte diese Zahl am Morgen nicht kommentieren. Aber natürlich bereite sich das Unternehmen auf einen möglichen Ausstand vor, sagte sie.
Die "Rheinische Post" schrieb, für den Fall eines Streiks der Mitarbeiter beim Einchecken habe sich die Kranichlinie den Zugriff auf Drittfirmen gesichert, die das Geschäft abwickeln sollen. Am härtesten wäre das Unternehmen demnach von einem Streik der Techniker getroffen. In dem Fall sollten die Flugzeuge auf innereuropäischen Strecken am Zielort bei anderen Gesellschaften durch die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen laufen. Der Flugverkehr würde dann mit Bahnunterstützung komplett über die Drehkreuze München, Frankfurt und Zürich abgewickelt, meldete das Blatt. Verdi-Verhandlungsführer Ott sagte dazu, sollte die Lufthansa solche "Streikbrecher-Aktionen" planen, werde die Gewerkschaft bei den Tochterunternehmen zu Solidaritätsstreiks aufrufen.
Die Lufthansa hatte Verdi und die Beschäftigten in den vergangenen Tagen mehrfach aufgefordert, nicht zu streiken und einem Schlichtungsverfahren zuzustimmen. Zuletzt hatten die Piloten der Unternehmenstöchter Eurowings und Cityline 36 Stunden lang gestreikt, mehr als 900 Flüge mussten gestrichen werden. Auch sie verlangen mehr Geld in der laufenden Tarifrunde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!