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Arbeitskampf beendetFriede den Hecken

Die Mitarbeiter des Botanischen Gartens Berlin bekommen ab Januar bessere Arbeitsbedingungen. Tochtergesellschaft wird aufgelöst.

Auch schön: weihnachtlicher Lichtzauber im Botanischen Garten Foto: dpa

Für die Beschäftigten im Botanischen Garten gibt es gute Nachrichten zum Jahresende: Ab Januar werden sie alle nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt. Die Tochtergesellschaft der Freien Universität Berlin (FU), über die rund 70 MitarbeiterInnen bisher mit erheblich schlechteren Verträgen angestellt waren, wird aufgelöst.

Wie die Privatisierung nun genau rückgängig gemacht wird, darüber sei bis zuletzt hart mit der FU verhandelt worden, sagt Lukas Schmolzi vom Betriebsrat der Beschäftigten. „Wir haben erreicht, dass die Beschäftigungszeiten aus der Tochtergesellschaft nun für den Tarifvertrag angerechnet werden“, sagt Schmolzi. Das mache „viel aus bei dem Lohn für die einzelnen MitarbeiterInnen“.

Streit um Technikbereich

Streit hatte es vor allem um den Technikservice gegeben. „Die FU wollte die Techniker, die bisher nur im Botanischen Garten eingesetzt waren, gern in ihren großen Technikbereich übernehmen“, sagt Schmolzi. Das hätte bedeutet, dass die Mitarbeiter überall an der FU für Technikarbeiten eingesetzt werden könnten. Die Beschäftigten hatten sich dagegen gewehrt, unter anderem, weil die Techniker dann nicht mehr im Personalrat des Botanischen Gartens vertreten gewesen wären. „Wir verlieren damit einen Teil der Mitbestimmung“, sagt Schmolzi. „Wir befürchten auch, dass viele Aufgaben, die bisher die Techniker gemacht haben, nun an den Besucher- und den Gartenservice übergehen“, sagt er. Darunter könne die Arbeit im Garten leiden.

Der Arbeitskampf im Botanischen Garten

Das Problem Der Botanische Garten gehört seit 1995 zur Freien Universität Berlin. Um Kosten zu sparen, gründetet die Hochschule 2007 eine Tochtergesellschaft. Die dort angestellten MitarbeiterInnen wurden nicht nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt.

Die Proteste Seit Anfang 2015 haben sich die MitarbeiterInnen der Tochtergesellschaft für höhere Löhne eingesetzt und zwischenzeitlich auch dafür gestreikt.

Die Lösung Im Mai 2017 hatte die FU bereits beschlossen, die Tochtergesellschaft aufzulösen und die Mitarbeiter an die FU zu überführen. Über die Bedingungen gab es bis zuletzt zähe Verhandlungen.

Das Buch Im Januar erscheint im VSA-Verlag unter dem Titel „Der Aufstand der Töchter. Botanischer Garten Berlin: Gemeinsam staatlich organisierte prekäre Beschäftigung überwinden“ ein Buch über die Geschichte des Arbeitskampfes dort. (usch)

„Wir haben zumindest durchgesetzt, dass die Techniker mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Botanischen Garten eingesetzt werden müssen“, sagt Schmolzi. Die FU hatte es lange abgelehnt, dazu verbindliche Zusagen zu machen. „Die Verhandlungsführer haben das als Einmischung in die Arbeitsorganisation der Uni gewertet“, erklärt Jana Seppelt von der zuständigen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Der Personalrat soll außerdem an Diskussionen um die zukünftigen Arbeitsabläufe beteiligt werden.

Zusagen für Saisonkräfte

Auch wegen der Saisonkräfte gab es Streit. Bisher werden sie nur in den Sommermonaten eingestellt. Der Betriebsrat hatte sich dafür eingesetzt, dass sie mit 70 Prozent Stellenumfang fest angestellt werden. Im Sommer hätten sie dann 100 Prozent gearbeitet, im Winter entsprechend weniger. „Das hat leider nicht geklappt, aber wir haben nun zumindest die verbindliche Zusage, dass alle 18 Saisonarbeiter im nächsten Jahr wieder eingestellt werden“, sagt Seppelt.

Seppelt ist „im Großen und Ganzen“ mit dem Ergebnis zufrieden, meint aber auch, dass am botanischen Garten noch nicht alles geklärt ist. „Die Ungerechtigkeit zwischen Mitarbeitern der FU und Mitarbeitern der Tochtergesellschaft ist nun endlich beseitigt“, sagt Seppelt. „Wir müssen aber trotzdem aufpassen, dass nicht weiter Arbeiten im Garten ausgelagert werden.“ Dabei könnten deutliche Positionierungen aus der Politik helfen.

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