Apples neues Betriebssystem OS X Lion: Der Preis ist heiß
Schlappe 23,99 Euro kostet Apples achte Inkarnation von Mac OS X noch. Für den Preis erhalten Mac-Nutzer allerlei sinnvolle neue Funktionen, aber auch Spielereien.
Da sage nochmal einer, Apple-Produkte müssten teuer sein. Während man für ein neues Windows 7 Home Premium, sollte es nicht auf dem frischen PC mitgekommen sein, für ein Standard-Upgrade bei Amazon.de derzeit mindestens 85 Euro zahlt, gibt es Apples neues Betriebssystem ab sofort für 23,99 Euro. OS X Lion - oder, für Experten, auch Mac OS X 10.7 - heißt die mittlerweile achte Inkarnation der Software, die seit Mittwoch verfügbar ist.
Der erstaunlich günstige Preis erklärt sich auch dadurch, dass Apple den Vertrieb komplett digitalisiert hat: Lion gibt es nur noch als knapp vier Gigabyte großen Download, erst im August legt Apple für knapp 40 Euro eine Version als USB-Stick nach, für die es kein Internet braucht. Das bedeutet gleichzeitig, dass man zunächst einen Mac mit dem bis Dienstag aktuellen Betriebssystem Snow Leopard (Mac OS X 10.6) benötigt, das über den Softwareladen "Mac App Store" verfügt.
Dank kräftig gestiegener Verkaufszahlen des iPhone und des iPad hat Apple einen neuen Rekordgewinn eingefahren. Der Konzern verdiente nach Angaben vom Dienstag im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rund 7,3 Milliarden Dollar (5,2 Milliarden Euro). Damit stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 125 Prozent. Der Umsatz stieg im dritten Quartal, das am 25. Juni endete, um 82 Prozent auf 28,6 Milliarden Dollar. So viel Umsatz und Gewinn machte Apple noch nie. "Wir sind begeistert, dass wir unser bestes Quartal abgeliefert haben", erklärte Konzernchef Steve Jobs. (afp)
In den loggt man sich dann mit seiner "Apple ID" ein, die mit Kreditkarte oder Bankkonto verknüpft ist, klickt auf "Installieren" und wartet dann erstmal. Je nach Breitbandanschluss kann das Herunterladen zwei, vier und mehr Stunden dauern, derzeit ist das Angebot zudem überlastet. Alternativ bietet Apple an, sich in einen seiner Läden zu begeben, wo man dann das dortige schnelle WLAN kostenlos nutzen kann - allerdings gibt es davon bundesweit bislang nur fünf Stück.
Lion soll, so hatte es Apple angekündigt, eine Art Kombination aus iOS, also dem Betriebssystem von iPhone, iPad und Co., und dem bisherigen Mac OS X sein. Das merkt man unter anderem an der Tatsache, dass es mehr Gesten gibt, die man mit seinem Trackpad ausführen kann. Scrollbalken lässt Apple weg, die erscheinen nur, wenn man scrollt, eine Geste führt den Nutzer in den sogenannte "Launchpad"-Modus, wo man Anwendungen findet, wie man das von iOS kennt. "Mission Control" ist die neue Mac-Superzentrale: Dort werden alle offenen Fenster angezeigt und man kann zusätzliche Schreibtische (Virtual Desktops) hervorzaubern, um seine Arbeit besser zu sortieren. Wichtig in Lion, das optisch recht angenehm aufgefrischt wurde, ist auch der Vollbildmodus: Diverse Anwendungen wie der Browser Safari, das PDF-Anzeigeprogramm Preview oder die Fotosoftware iPhoto lassen sich per Knopfdruck aufblasen. Zwischen Programmen gewechselt wird dann mit einer Wischgeste.
Alte Version wiederherstellen
Viel getan hat sich auch intern. So kann Lion auf Wunsch die komplette Festplatte verschlüsseln und speichert von Dateien sogenannte Versionen. Damit ist es dann möglich, vor einigen Stunden oder Minuten vorgenommene Änderungen wieder herzustellen. Das geht allerdings nur in Programmen, die das bereits unterstützten, derzeit sind das vor allem die von Apple.
Praktisch sind auch "Auto Save" und "Resume": Während ersteres dafür sorgt, dass alle Dateien stets und automatisch gesichert werden, erlaubt letzteres, dass man seine geöffneten Fenster und Paletten auch nach dem Schließen und Wiederöffnen einer Anwendung an der alten Stelle findet. "AirDrop" soll es leichter machen, Dateien von einem Mac zum anderen zu kopieren. Das geht allerdings nur dann, wenn beide Rechner neueren Datums sind, weil dafür ein eigenes Drahtlosnetz hergestellt wird, das ältere Macs noch nicht unterstützen.
Ein Nachteil von Lion ist, dass es Apple-typisch alte Bestandteile wegwirft. Dazu gehört etwa die sogenannte Rosetta-Technik: Damit war es bislang möglich, auch alte Programme, die noch für die früheren PowerPC-Macs geschrieben wurden, laufen zu lassen. Damit ist jetzt Schluss: So läuft etwa das beliebte US-Bankprogramm Quicken nicht mehr unter Lion. Ebenso zu beachten ist, dass die ersten Intel-Macs nichts mit Lion anfangen können: Die Maschine braucht mindestens einen sogenannten Core-2-Duo-Chip.
Parallel zur Vorstellung von Lion präsentierte Apple auch noch neue Hardware. Dazu gehörten überarbeitete MacBook-Air-Notebooks, die schneller arbeiten sollen sowie ein verbilligter Mac mini. Das bisherige Einsteiger-Notebook, das Macbook in Weiß, hat Apple dagegen eingestellt - nur noch Bildungseinrichtungen erhalten den Billig-Mac.
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