Neues Apple-Betriebssystem im Kurztest: Raubkatze im iPhone-Look

Apple hat im neuen Betriebssystem "Mountain Lion" viele Funktionen von iPhone und iPad übernommen. Auch der Austausch mit den Geräten wird einfacher.

Werden ähnlicher: iPad, Macbook und iPhone. Bild: dpa

Apple gehen so langsam die Raubkatzennamen für sein Mac-Betriebssystem aus. Nach "Cheetah", "Puma", "Jaguar", "Panther", "Tiger", "Leopard", "Snow Leopard" und "Lion" kommt nun "Mountain Lion", die mittlerweile neunte Version von OS X seit 2001. Der "Berglöwe", dessen Vorstellung am Donnerstag selbst Insider der IT-Branche überraschte, soll Apples Mac-Rechnern, die nach wie vor weltweit bei einem Marktanteil von nur 5 bis 10 Prozent liegen, neuen Schwung verleihen.

Dabei bedient sich Apple einer Art von Produktzusammenlegung: Funktionen, die bei iOS-Geräten, also iPads und iPhones, gut ankommen, werden auch auf den Mac geholt. Damit hatte Apple schon beim Vorgänger von Mountain Lion gearbeitet, nun wird es noch offensichtlicher.

Dumm ist diese Strategie nicht, benutzen mittlerweile doch viel mehr Menschen portable iOS-Produkte als Rechnern des Computerkonzerns. Wie ein erster Kurztest der seit Donnerstag verfügbaren Vorabversion von Mountain Lion zeigt, das auch auf den Namen OS X 10.8 hört, klappt dies erstaunlich gut.

Zunächst sieht der Berglöwe kaum anders aus als Lion: Die Oberfläche unterscheidet sich nur in Feinheiten vom Vorgänger. Dazu gehört ein sogenanntes Nachrichtenzentrum, das man sich auf der rechten Seite des Bildschirms einblenden kann: Es sammelt neue E-Mails, Termine, Chatbotschaften und andere gerade eingetroffenen Neuigkeiten.

Die Funktion kennen iPhone- und iPad-Besitzer als sogenanntes Notification Center. Langjährige Mac-Nutzer werden sich zudem an das Open-Source-Projekt Growl erinnert fühlen, dessen Bildschirmhinweise dem neuen Apple-Feature zum Verwechseln ähnlich sehen.

Teilen – nur nicht mit Facebook

Tiefer in OS X eingebaut ist nun der Speicherdienst iCloud: Dokumente in fast allen Apple-Anwendungen und demnächst auch in solchen von Drittherstellern können künftig im Rechenzentrum des Computerkonzerns abgelegt werden. Dabei wird iCloud, wie man es von Konkurrenzsystemen wie Dropbox kennt, als eine Art Netzfestplatte verwendet.

Praktisch ist das vor allem für Nutzer von iOS-Geräten, die an die Inhalte, die sie auf dem Mac bearbeitet haben, auch unterwegs gelangen wollen. Die Oberfläche der iCloud-Funktion sieht dabei sehr nach iPhone und iPad aus.

Ebenfalls an iOS gemahnt eine "Teilen"-Funktion, die nun in nahezu jeder OS-X-Anwendung steckt: Darüber ist es möglich, Texte, Bilder oder Videos mit Diensten wie Twitter, Flickr oder YouTube zu teilen. Was merkbar fehlt, ist hier die Facebook-Integration: Apple scheint weiterhin kein großartiger Fan des sozialen Netzwerks zu sein, das seinem Minderheitsaktionär Microsoft näher steht als der Apfelfirma.

Praktisch: Apple öffnet endlich seinen Kommunikationsdienst iMessages für Macs. Mit diesem SMS-Ersatz ist es möglich, Texte, Bilder und Videos kostenfrei unter Tablets und Smartphones des Herstellers auszutauschen, allein für die Internet-Nutzung muss bezahlt werden. Mit Mountain Lion ist es nun möglich, per iMessage auch mit dem Rechner in Verbindung zu bleiben: Man sitzt zuhause am Mac, während die Freunde vom iPhone aus tippen.

Torhüter als Standard

Aufgeräumt hat Apple bei Standardanwendungen wie dem Kalender iCal. Der heißt nun schlicht "Kalender" und erhielt eine bessere Oberfläche, die Fehler ausmerzt, die Lion gebracht hatte. Aufgabenlisten landen künftig in einer eigenen Anwendung namens "Reminders", Notizen in der App "Notes" - beides war vorher in Apple Mail untergebracht. Die E-Post-Anwendung wiederum bietet nun einen sogenannten VIP-Modus. Dabei wird man nur über neue Nachrichten besonders wichtiger Personen im Adressbuch sofort informiert.

Zumindest fragwürdig bei Mountain Lion ist die standardmäßig aktivierte Sicherheitsfunktion Gatekeeper. Die hält einerseits Datenschädlinge vom Computer fern, weil sie nur noch Programme erlaubt, die elektronisch signiert wurden. Andererseits müssen sich Entwickler dafür zunächst bei Apple registrieren. Das soll immerhin kostenlos erfolgen, führt aber gleichzeitig dazu, dass Apple jede gewünschte App künftig sperren könnte. Das soll, so heißt es, aber nur bei Malware geschehen.

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