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Antiqueere Gewalt in BerlinDigitale Gewalt vermehrt gemeldet

Das Berliner Anti-Gewalt-Projekt Maneo stellt seinen Report für 2020 vor. Die Gewalt verlagert sich während Corona vor allem ins Netz.

Laut des Reports verdoppelten sich digitale Übergriffe auf 106 Fälle Foto: dpa/Paul Zinken

Berlin taz | 510 queerfeindliche Übergriffe wurden beim schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo im Jahr 2020 registriert. Das zeigt der aktuelle Report des Projekts, der anlässlich des Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit am Montag veröffentlicht wurde. Es ist nur ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2019, als die Meldungen zu antiqueerer Gewalt ihren Höchstwert von 997 erreichten. Bastian Finke, Leiter von Maneo, vermutet, dass das Dunkelfeld von antiqueerer Gewalt bei 80 bis 90 Prozent liegt.

„Im Coronajahr 2020 erscheinen die Gesamtfall- und Beratungszahlen ungewöhnlich, weil wir angesichts der Schließung der Szeneorte einen deutlichen Rückgang unserer Fall- und Beratungszahlen erwartet hatten“, heißt es im Report. „Die Gewalt hat sich von der Straße auf den sozialen Nahbereich und ins Netz verlagert“, sagt Finke dazu am Montag, als er den Report Parlamentspräsident Ralf Wieland übergibt.

Laut dem Report haben sich digitale Übergriffe mit 106 Fällen mehr als verdoppelt. Die meisten Übergriffe gab es demnach in Schöneberg, Neukölln, Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain.

Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) betont am Montag, wie wichtig die Arbeit von Maneo sei: „Der Maneo-Report führt uns immer wieder vor Augen, dass die Regenbogenhauptstadt Berlin auch Schattenseiten hat. Projekte wie Maneo sind auf staatliche Unterstützung angewiesen, deshalb ist es richtig, diese Arbeit zu fördern.“ Das Projekt wurde 2020 von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) mit 319.000 Euro gefördert.

Neustart nach Corona

Carsten Schatz, Vorsitzender der Berliner Linksfraktion, sagt: „Die offiziellen Zahlen rangieren weiter auf zu hohem Niveau.“ Dabei betont er, dass an die Zukunft der Orte queeren Lebens gedacht werden müsse: „Das queere Leben braucht nach der Pandemie einen Neustart.“ Für die queere Community wichtige Bars und Clubs wie dem SchwuZ, dem SO36 und dem about:­blank konnte während der Pandemie „erfolgreich unter die Arme gegriffen werden“, sagt Schatz.

„In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, den mit Rot-Rot-Grün eingeschlagenen Weg nicht nur fortzusetzen, sondern gemeinsam besser zu werden.“ Um die strukturelle Diskriminierung von Teilen der queeren Community entgegenzutreten, sieht er nicht zuletzt auch eine Verantwortung der Bundespolitik.

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