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An­ti­fa­schis­ten blockieren NeonazisMit Protestschild und Blumenstrauß

Am Samstagnachmittag marschierten rund 100 Neonazis durch Mitte. Zahlreiche Gegenproteste stellten sich ihnen immer wieder erfolgreich in den Weg.

Rechtsextremisten treffen am Samstag bei ihrem Aufmarsch in Mitte gegen linke Gegendemonstranten Foto: Pierre Adenis

Berlin taz | Begleitet von zahlreichen Gegenprotesten marschierten am Samstagnachmittag rund 100 Neonazis durch Mitte. Kaum waren die Rechten am S-Bahnhof Friedrichstraße aufgebrochen, kam ihr Zug am U-Bahnhof Oranienburger Straße zum Stehen, weil An­ti­fa­schis­t*in­nen die Route blockierten. Neben jungen Antifagruppen beteiligten sich auch die Omas gegen rechts daran.

In ihren Block waren Transparente gegen jeden Antisemitismus zu sehen. Auch Fotos der von der Hamas entführten israelischen Geiseln hielten die De­mons­tran­t*in­nen in die Höhe. „Wir stehen hier, weil wir die Synagoge vor den Nazis schützen wollen“, sagte eine Demons­trantin, die ein Plakat mit dem Logo der Omas gegen rechts hochhielt.

Eine Frau im roten Mantel stand direkt vor dem Neonazi, in der einen Hand hielt sie ein Schild mit der Parole „Gegen Antisemitismus“, in der anderen einen Blumenstrauß. Es war Karoline Preisler, die seit einiger Zeit auf linken, propalästinensischen und rechten Demonstrationen mit der Botschaft gegen jeden Antisemitismus für Aufmerksamkeit sorgt.

Nach einer längeren Pause setzte sich der rechte Aufmarsch wieder in Bewegung. Die Polizei leitete den Zug über die Hannoversche Straße zum Hauptbahnhof. Mehrere Blockadeversuche von An­ti­fa­schis­t*in­nen wurden teilweise rabiat von der Polizei aufgelöst. „Mir hat ein Polizist mit der Faust ins Gesicht geschlagen, nachdem ich freiwillig aufgestanden bin“, sagte ein junger Mann der taz. Auch Pfefferspray setzte die Polizei ein.

Na­zi­geg­ne­r*in­nen in großer Überzahl

„Es ist unverständlich, dass die Polizei mit Gewalt gegen Na­zi­geg­ne­r*in­nen vorgeht, nur damit die Rechten durch Mitte marschieren konnten“, kritisierte ein Demonstrant. Die teilweise sehr jungen Neonazis kommen aus dem Umfeld von Deutsche Jugend Voran (DJV), die bereits am 14. Dezember 2024 durch Friedrichshain marschieren wollten. Damals sorgten Tausende An­ti­fa­schis­t*in­nen dafür, dass ihr Demonstrationszug stark verkürzt werden musste.

Auch am Samstag waren die Na­zi­geg­ne­r*in­nen in der großen Überzahl. Weit über 1.000 An­ti­fa­schis­t*in­nen hatten sich rund um die Route der Rechten verteilt. Denen wurde auch von An­woh­ne­r*in­nen deutlich gemacht, dass sie in Mitte nicht erwünscht sind.

So suchten einige Jungnazis, während ihr Demozug blockiert wurde, nach einer Toilette, hatten dabei aber keinen Erfolg. Alle Restaurants auf der Route blieben für sie verschlossen. Als die Rechten auf der Hannoverschen Straße blockiert wurden, gingen zwei Anwohner mit einer Antifafahne auf dem Balkon und riefen „Alle zusammen gegen Faschismus“. Während die An­ti­fa­schis­t*in­nen auf der Straße spontan in die Rufe einstimmten und applaudierten, reagierten die Rechten mit Schweigen.

Ein Teil der Neonazis fuhr im Anschluss zum Wahlkampfabschluss der Berliner AfD vor dem Lindenzentrum von Hohenschönhausen. Auch dort waren sie mit Gegenprotesten von An­ti­fa­schis­t*in­nen konfrontiert.

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