Antidiskriminierungsbeauftragter geht: Schon wieder weg
Dervis Hizarci, Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen, geht nach nur einem Jahr – offenbar weil er nur wenig erreichen konnte.

Der 37-jährige Lehrer für Politik und Geschichte und frühere Vorstand der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga) hatte den Job im August 2019 von Saraya Gomis übernommen. Sie hatte die bundesweit erste Stelle dieser Art seit 2016 aufgebaut, den Job aber laut eigenem Bekunden aufgegeben, weil sie wenig Rückendeckung und Ressourcen von Scheeres' Verwaltung bekam.
Experten aus dem Antidiskriminierungsbereich fordern länger, der oder die Beauftragte sollte behördenunabhängig sein und umfassende Befugnisse wie Akteneinsicht bekommen. Gomis hatte Zahlen veröffentlicht aus denen hervorgeht, dass die meisten Diskriminierungsfälle an Schulen von LehrerInnen und ErzieherInnen ausgehen. Zugleich fehlt es offenbar an Schulen teilweise an Bereitschaft aktiv zu werden. Der Migrationsrat erneuerte am Dienstag seine Forderung, die Stelle besser auszustatten. „Es ist doch auffällig, dass die Leute so schnell gehen“, sagte Edwin Greve vom Migrationsrat der taz.
Hizarci hatte kürzlich in einer anderen Sache gegen Scheeres Stellung bezogen. Nach dem jüngsten Gerichtsurteil gegen das Neutralitätsgesetz kritisierte er es im Tagesspiegel als faktische Diskriminierung von Muslima mit Kopftuchverbot. Er habe seinem Gewissen folgen müssen, erklärte Hizarci der taz. Den neuen Job hatte er da schon.
„Bessere Gestaltungsmöglichkeiten“
Bei der Alfred Landecker Stiftung, die sich nach eigener Aussage für Demokratieförderung und gegen Antisemitismus engagiert, soll Hizarci Programmdirektor werden und sich um genau diese Themen sowie um Minderheitenschutz kümmern. Er gehe davon aus, dass er dort „bessere Gestaltungsmöglichkeiten“ habe als in der Verwaltung, so Hizarci.
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