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Anti-AfD-Aktion der Partei „Die Partei“Gender-Irrsinn nur geschlechtsneutral

„Die Partei“ hat 31 geheime Facebookgruppen von AfD- Fans gekapert und öffentlich gemacht. Elf Monate sollen die Vorbereitungen gedauert haben.

Führungsetage der „Partei“, zweiter von links: „Reichspropagandaleiter“ Shahak Shapira Foto: dpa

Menschen, die bis dato Mitglied einer Facebookgruppe mit dem Namen „Heimat-Liebe“ waren, stehen jetzt vor einer Grundsatzentscheidung in Sachen guter Geschmack. Die Gruppe heißt nämlich ab sofort „Hummus-Liebe“ – schuld daran ist die Partei „Die Partei“. Die politische Vereinigung hat insgesamt 31 vormals geheime Facebookgruppen von AfD-AnhängerInnen unterwandert und öffentlich gemacht.

Laut einer Mitteilung auf der Website des Berliner Landesverbands der „Partei“ seien zur Zeit der Übernahme in den Gruppen knapp 200.000 Mitglieder organisiert gewesen. Weitere Namenstransformationen gefällig: Aus „Antifa – Die Wahrheit“ wurde „I <3 Antifa“, aus „Scharia – Auch immer mehr in Deutschland?“ wurde „Shakira – Wann wieder mal in Deutschland?“

Wie gelang der Coup? Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete, ihr habe eine sich als „Störenfrieda“ ausgebende Person gesagt, „Die Partei“ beobachte die 31 Facebookgruppen schon seit 2016. Irgendwann hätten ihre SpionInnen dann Administratorenrechte erhalten – und die bisherigen Gruppenchefs rausgeworfen. Somit war die Bahn frei, die Gruppen nicht nur umzubenennen, sondern auch das groß angezeigte Bannerfoto oberhalb der jeweiligen Gruppe zu verändern und eine Videobotschaft von „Partei“-Satirist Shahak Shapira für alle sichtbar in jede Gruppe zu posten.

Der in Israel geborene Shapira, der im Video als Reichspropagandaleiter auftritt, erklärt darin allerhand neue Regeln, zum Beispiel, dass Hetze gegen Muslime „ab sofort immer gen Mekka auszurichten“ sei. Und: „Kritik am Gender-Irrsinn muss immer geschlechtsneutral formuliert werden“. Und er erklärt Mitgliedern auch, von wem sie bisher „verarscht“ wurden: Bots nämlich, die Unmengen an Freunde angehäuft, Gruppen erstellt, Inhalte gepostet, aber die Verwaltung dann an echte Profile abgegeben hätten.

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In den Gruppen geht es seitdem hoch her. Bisherige Mitglieder wettern gegen die „linksroten Gutmenschen“, die sie unterwandert hätten, der „Partei“ verbundene FacebooknutzerInnen trollen, was das Zeug hält, gegen die AfD-Menschen.

Am Ende hat Propagandaminister Shapira noch eine gute und eine schlechte Nachricht für alle erbosten Gruppenmitglieder. Die schlechte: „Wer eine Facebook-Gruppe nicht aufrechterhalten kann, wird es mit einem ganzen Land erst recht nicht schaffen“. Und die gute: „Von nun an werden Sie ausschließlich von echten Menschen verarscht.“

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22 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Erfahrungsgemäß kann unsachgemäßer Gebrauch von Witzen auch zum Ausschluss ungeliebter Kritik dienen.

     

    Da reicht als Beispiel schon Nuhr im Ersten oder Die Anstalt, bei der auch mal die Feministin es (inszeniert) verbietet, Kapitalismuskritik zu üben.

    Nicht jeder Witzereißer ist so kompetent wie der Bundesratsabgeordnete Volker Pispers (Piraten).

     

    Ich bin in dieser Hinsicht auch manchmal enttäuscht von (Mitgliedern) der Partei DIE PARTEI und ihrem Parteiorgan, auch aus eigener Erfahrung von Parteitreffen, die ich aus Interesse besucht habe. Genuin politische konstruktive Fragestellungen konnten jedenfalls nicht erörtert werden, weil sofort alles verwitzelt wurde. Das mag von Ortsgruppe zu Ortsgruppe verschieden sein, aber es erinnert mich an Diskussionen mit Nihilisten.

     

    Die Titanic ist auch ein privates Unternehmen und keine demokratische Plattform. Mehr als symbolisches Handeln ist aus Gründen der Partei-Identität nicht drin. Dann wäre die Zeitung sinnlos, weil sie nur noch Staatssatire bringt und die Partei wäre sinnlos, weil Satire immer die Herrschenden entblößen muß.

    Bekommt die Partei viel Zulauf, heißt das auch die Abnahme des Talents im Durchschnitt. Dann werden auch gute Ideen schnell mal lächerlich gemacht.

     

    Sollte Satire zum staatstragenden Akt avancieren, dann ist es definitiv mit ihr aus.

     

    Wer nicht einverstanden ist damit, dass Sarah Wagenknecht Linken-Fraktionsvorsitzende ist, der soll endlich verstehen, dass Demokratie Partizipation nötig hat und nicht nur darin besteht, einmal alle Jubeljahre ein paar Kreuzchen zu machen. Tretet doch in Die Linke ein und motiviert auch eure Freund*innen dazu.Dies ist jedenfalls - anders als die schwarz angelaufenen Grünen - die einzige ernstzunehmende Oppositionspartei, die sich auch für politische Lösungen interessiert.

     

    Oder er*sie schaffe eine andere Alternative.

     

    Nach dem "Prinzip Hoffnungslosigkeit" ohne Utopie Politik zu machen, wie die Partei DIE PARTEI, entwertet m.E. tendenziell den demokratischen Diskurs.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      "Nicht jeder Witzereißer ist so kompetent wie der Bundesratsabgeordnete Volker Pispers (Piraten)."

      Ja, das passiert aber schon seit geraumer Zeit, dass Nichtsatiriker selbst als schlechter Witz die politische Bühne betreten. Auch DIE PARTEI kann nicht aus göttlichem Lehm bestehen.

      Des weiteren sollten Sie wissen, dass DIE PARTEI einräumt, wenn sie so erfolgreich würde, regierungsfähig gestellt zu werden, sich selbst auflöst.

       

      Die konstruktive Mitarbeit ist bei denen überhaupt nicht vorgesehen, und da muss man enttäuscht sein, wenn man das erwartet hat.

      DIE PARTEI ist ein humoristisches Korrektiv, das den schwer erkennbaren Ernst des Narren, des Hofnarren in sich in sich trägt und kann von ihrer Natur her nur Opposition sein.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Falscher Artikel, sorry. War für diesen hier gedacht: https://taz.de/Satire-im-Wahlkampf/!5444481/

  • Die PARTEI hat die Chance, bei all denen von den Nichtwählern, denen die anderen Parteien zu doof sind (im Gegensatz zu denen, die selber zu doof sind), einen Fuss in die Tür zu bekommen. Das ist so eine Art Überdruckventil, ja, aber es ist ein Ventil mit Witz und Verstand.

     

    Hmm, ich glaube ich werde einfach PARTEImitglied. Sonst noch wer?

  • ... sie tun nor so wie Trump. Süß! ... dachte man bei Trump auch ;-)

  • Ernster kann man Politik gar nicht angehen, nach dem etablierte Politiker nur vorgeben, sie täten es unentwegt. Den Hofnarr, der mehr als nur Protestpartei ist, in den Bundestag wählen!

  • Leute, wählt sie: Der Herr ganz links in der Reihe, Wolfgang Wendtland, hat schließlich bereits in seinen Jahren in der APPD erfolgreich sein 2005 gestecktes Ziel der Deedukation Deutschlands eindeutig erreicht, wenn nicht sogar übererfüllt.

  • Die Facebookgruppen wurden nicht von der AfD oder von AfD Mitgliedern angelegt. Da hat sich niemand eingeschlichen. Die wurdern von AfD Gegnern angelegt um AfD Anhänger zu ködern. Ein Facebookeintrag vom 26. Jan der AfD Reutlingen warnt vor genau diesen Gruppen.

    Also alles halb so cool wie dargestellt.

    • @Mikki:

      Heute in "Rundschau-online":

       

      „Die Partei“ habe die Kontrolle über 31 AfD-Gruppen mit insgesamt rund 180 000 Mitgliedern, teilten die Satiriker mit." http://www.rundschau-online.de/politik/hummus-liebe-statt-heimat-liebe--die-partei--unterwandert-zahlreiche-afd-gruppen-28356768

       

      180 000 AfD-Anhänger lassen sich von Satirikern ködern? Weil diese "Alternativen für Deutschland" nicht nur keinen Sinn für Humor haben, sondern zu blöd sind, um Satire als solche zu erkennen oder was? Selbst wenn sie ihnen, wie im Falle der "feindlichen Übernahme" durch "Reichspropagandaleiter Shapira und KollegInnen getan, buchstäblich vor die Nase gehalten wird?

    • @Mikki:

      Die AfD betrügt ihre Anhänger mit "Bots", automatisierten Accounts mit erfundenen Nutzernamen und erfundenen Lebensläufen. Schon zu Beginn des Jahres wurden journalistische Recherchen zu diesem Thema veröffentlicht. Laut des Videos der Partei sind zwei Mitglieder der AfD in Rheinland-Pfalz, aus den Verbänden Speyer und Bad Dürkheim, hauptverantwortlich in diese massenhaften Betrügereien der AfD verstrickt.

       

      Dass ausgerechnet eine AfD-Gruppe bei FB "gewarnt" haben soll, vor der systematischen und beabsichtigten Manipulation breiter Kreise sowohl der AfD-Anhänger, als auch der Öffentlichkeit, ist wohl nur eine weitere Fake-Nachricht.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Mikki:

      Lol. Ein Facebookeintrag vom 11. Mai der AfD Prmasens beweist genau das Gegenteil !

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Und wenn man sich den Beitrag anschaut, sieht man, dass da ein Link fehlt. Weil es diesen Eintrag nicht gibt. Habe gerade nachgeschaut. Es gibt zwei Einträge zum 11. Mai, einmal wird Martin Schulz gebasht, einmal die Ausländer.

        Hat wohl mal wieder jemand gelogen, der sich für die AfD in's Zeug legt.

  • "Der in Israel geborene Shapira, der im Video als Reichspropagandaleiter auftritt, erklärt darin allerhand neue Regeln, zum Beispiel, dass Hetze gegen Muslime „ab sofort immer gen Mekka auszurichten“ sei."

     

    Und nicht verwechseln! Mekka! Nicht Neckar!

  • Das Problem ist, dass die "Neuen Rechten" ihre Inhalte in den letzten Jahren, ganz gezielt als quasi religiöse Glaubenssätze als die einzig wirkliche Wahrheit an ihre Anhänger vermittelt haben. Inklusive von verschiedenen Strategien der Selbstimunisierung, gegen Aufklärungsversuche.

    Daher wird mindestens eine relevante Minderheit der Gruppe, glauben, dass der Satiriker wirklich "vom Mossad" ist und die Wahnvorstellungen noch fester bestätigt sehen.

  • Der oberste AfD-Kinderhüpfburg-Schimpansen-Po-Loch-Vergewaltigungs-Beauftragte Arppe aus Mecklenburg-V. beschwert sich hiermit bei "Die Partei", dass seine Facebook-Gruppe NICHT von "Die Partei" verschönert wurde. Was da steht, ist alles echt, auch die Rechtschreibfehler.

     

    Allerdings, und da ist der Fraktionsföööhrer schon stolz drauf: Auf solche geschmackvollen Vorschläge wie aus der Fraktionsfööööhrung in M.-V. und auf die Zustimmung der anderen AfD-Fraktionskollegen zu seinen Fantasien, ist jeder AfD-Fanboy schon stolz.

     

    Der NDR hat aber den besonders appetitlichen Teil seines Gesamtkunstwerks der deutschen Hochkultur unterschlagen. Die taz, die zusammen die Chatprotokolle mit NDR veröffentlicht hatte, war nicht so zart besaitet. Daher hier auch noch mal für die AfD-Parallelgesellschaft auf Facebook die Details: http://www.taz.de/Ruecktritt.../NDR-Enthuellungen/!5444012/

     

    Arppe wollte den terrorverdächtigen, letzten Montag vom SEK verhafteten Jan Hendrik H. unbedingt in die AfD holen, weil der so gut Linke hassen kann, die er später der Endlösung per Schaffot zuführen will. http://www.taz.de/Rechtsterror-Verdacht-im-Norden/!5441124/

     

    Ach ja, und BW-Rechtsterroristenverdächtiger Franco A.s verhafteter Komplize war schon AfD-Mitglied. http://www.spiegel.de/.../bundeswehr-komplize-von-franco...

     

    Ok, bei soviel mutmaßlicher AfD-Verstrickung mit dem Rechtsaußen-Naziterrorismus kommt auch „Die Partei“ nicht mehr hinterher mit der Admin-Arbeit.

  • Michael Moore merkte schon an, das wirksamste Mittel gegen Neurechte sei Humor. Denn diese Leute sind in ihrem Fanatismus so narzisstisch und verbissen, dass sie nicht mehr über sich selbst lachen können.

    • @Angelika Oetken:

      Ja, die können noch nicht einmal über irgendwas lachen außer verächtlich über andere Menschen. Was aber auch daran liegt, dass sie in ihrer verengten Welt wirklich nicht viel zu lachen haben.

  • Also, wenn die die Jungs und Mädels von "Die Partei" so weitermachen, dann landen die wirklich noch im Bundestag.

     

    Im Ernst: selten so gelacht. Schöner Ausgleich zu den Gruseligkeiten, die über Holger Arppe, Mitglied des Landtages von Mecklenburg Vorpommern und bis zu seinem Austritt in der AfD und seine feinen FB-Freunde offenbart worden sind.

  • Witzige Aktion, aber die Antifa muss man nicht lieben. Sie ist totalitär und gewaltaffin.

    • @Markus Steffen:

      Immer schön, die erde vom Mann im Mond erklärt zu bekommen.

       

      Aber vielleicht solltest Du das nicht auch noch von der Schattenseite des Mondes aus versuchen.

    • @Markus Steffen:

      Totalitär sind innerhalb der radikalen linken nur Menschen die Bock auf Stalin und Kommunismus haben. Und der Kommunismus kann da nicht mal was für, gibt ja auch reichlich antiautoritäre Kommunist*innen (was ja auch mehr Sinn ergibt).

      Und was das Ganze schon wieder mit "der Antifa" zu tun hat, das wissen wohl nur Sie. Überall wo ich hinkomme, sind Aktivist*innen eher Anarchist*innen und somit ziemlich grundsätzlich antiautoritär... und bei weitem auch nicht alle "gewaltaffin"...

    • @Markus Steffen:

      Vorsicht mit Gemeinplätzen. Totalitär und gewaltaffin wird nur unser zukünftiger Kancler - und das ist gut so.