Anti-AKW-Demo in Berlin: Staatsbesuch aus dem Wendland
Tausende von Atomkraftgegnern wollen heute in Berlin gegen AKWs demonstrieren und mit hunderten von Treckern die Innenstadt lahm legen. Auch Künast und Thierse machen mit.
Berlins Innenstadt steht am Samstag ganz im Zeichen der Republik Freies Wendland. Mit mehr als 350 Traktoren sind Tausende von Atomkraftgegnern aus dem niedersächsischen Lüchow-Dannenberg in der Hauptstadt, um unter dem Motto "Mal richtig abschalten" gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken und der geplanten Endlagerstätte für hochradioaktiven Atommüll in Gorleben zu demonstrieren.
Und die Wendländer sind nicht allein. Unterstützt werden sie von Atomkraftgegnern aus dem gesamten Bundesgebiet. Aus Hamburg haben sich 14 Busse angekündigt, aus Braunschweig 10, ein Sonderzug aus Nordrhein Westfalen bringt 800 Atomkraftgegner nach Berlin, Dutzende von Bussen und Sonderwaggons sind auch aus Süddeutschland unterwegs. Die Demo soll zeigen, "dass die nächste Bundesregierung unabhängig vom Wahlausgang nicht auf die Atomkraft setzen dürfe, sondern abschalten müsse", sagte Jochen Stay von der Initiative "Ausgestrahlt". Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg rechnet mit der "größten Anti-Atom-Demonstration, die es in Berlin je gegeben hat".
Die Demonstration soll am Samstag um 13 Uhr vor dem Hauptbahnhof beginnen und über die Reinhardtstraße, Friedrichstraße, Unter den Linden, Wilhelmstraße, Dorotheenstraße über Straße des 17. Juni auf das Brandenburger Tor nach zwei Stunden das Brandenburger Tor erreichen.
Die BI Lüchow-Dannenberg kündigte für die Protestaktion einen "anti-atomaren Paukenschlag aus bunten Massenprotest, ernsthaften Ansprachen und politischen Karneval" an. Teilnehmen wollen auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), die Grünen-Spitze um Renate Künast und Jürgen Trittin sowie zahlreiche Gewerkschaftsführer und Vertretern von Umweltverbänden.
Als Redner haben sich unter anderem die Pröbstin der evangelischen Kirche Friederike von Kirchbach, IG-Metall-Chef Berthold Huber und der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger angekündigt. Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms, die bereits beim legendären Gorleben-Treck vor 30 Jahren nach Hannover die Demo angeführt hatte, ist wie damals mit einem eigenen Traktor dabei.
Mit Verkehrsbehinderungen rechnet die Polizei vor allem wegen der 350 Traktoren, die seit Freitag in Gatow bei Spandau campieren. Wie Demo-Organisator Stay in seinem Blog berichtet, ist der Treck von Gatow bei Spandau über die Heerstraße und dem Kaiserdamm zum Brandenburger Tor als Demonstration angekündigt. Die Tour zurück hingegen als "Verbandsfahrt". Den Begleitschutz würden Spezialeinheiten der Berliner Polizei übernehmen, die normalerweise bei Staatsbesuchen eingesetzt werden. Stay: "So ist das also, wenn sich eine große Delegation der Republik Freies Wendland auf den Weg in die Hauptstadt macht."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!