: Anthologie der Enthusiasten
Die Galerie Expo 3000 erstellt einen Sammelband der Friedrichshainer Literaturszene
Seit zwei Jahren amüsiert sich halb Friedrichshain jeden Donnerstag mit Texten von Jochen Schmidt und Co. bei der „Chaussee der Enthusiasten“ in der Tagung, einer Kneipe in der Wühlischstraße.
Nur Spunk Seipel war noch nie da, denn der 29-Jährige hat donnerstags keine Zeit. Seit Oktober 1999 betreibt er die Galerie Expo 3000 in der Friedrichshainer Kopernikusstraße, nicht weit von der Tagung entfernt. Die Idee für den Galerienamen geht zunächst einmal auf die Abkürzung für „Exposition“ zurück – und ist obendrein von einem Kunstwerk inspiriert. „Der holländische Maler Rob Scholte hat den vier Buchstaben ein Bild gewidmet“, sagt Spunk Seipel: „Und mit der 3000 wollten wir uns im vergangenen Jahr von der Weltausstellung in Hannover unterscheidbar machen.“
Die Weltausstellung ist ja nun vorbei, die Expo 3000 dagegen gibt es noch. Jeden Donnerstag also, während sich in der Tagung die Enthusiasten treffen, lädt die Galerie zu einer neuen Ausstellung. Es sind Installationen und Malerei überwiegend ausländischer Künstler zu sehen.
Allerdings nur für einen einzigen Abend. Die Vernissage ist zugleich Finissage. Das Konzept geht auf, Donnerstag für Donnerstag ist die „Expo 3000“ voll. Man guckt Kunst, trinkt Bier oder Tee, quatscht mit Bekannten, hat Spaß. Und ab und an finden in der Galerie auch Konzerte und Lesungen statt. Am 3. März zum Beispiel gibt es „Sensitive Rückkoppelungsmusik“ von Koji Asamo aus Tokio, und am 18. März liest Daniel Emmerson Aldridge schwule Science-Fiction, der selbst ernannte „Edith Handke von Friedrichshain“.
„Irgendwann fiel uns auf“, sagt Spunk Seipel, „dass fast alle Literaten in Friedrichshain leben.“ So kamen er und sein Compagnon Nicolas Sustr auf die Idee, eine Anthologie Friedrichshainer Schriftsteller herauszugeben und so nicht zuletzt auch ein bisschen Kulturmarketing für den Bezirk zu machen: „Wir wollen damit Kontakte zwischen den Autoren herstellen und das Medien- und Verlagsinteresse für die Literaturszene in Friedrichshain wecken.“
Dafür sind nun Texte gefragt, egal ob Lyrik, politische Pamphlete, Reportagen oder Kurzkrimis. Nur der Länge sind Grenzen gesetzt: nicht mehr als vier DIN-A4-Seiten. Eine unabhängige Jury wird über die Aufnahme in die Anthologie entscheiden. Einsendeschluss ist der 31. März dieses Jahres. ANDREAS HERGETH
Texte auf Diskette oder CD-ROM an Galerie Expo 3000, Kopernikusstraße 1, 10243 Berlin, Tel. 2 83 25 19; oder einfach vorbeibringen, immer donnerstags ab 20 Uhr finden Ausstellungsvernissagen statt.
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