Anschlag in Pakistan: Zahl der Toten steigt auf rund 90
Nach einem Anschlag ziehen Einsatzkräfte immer mehr Tote aus den Trümmern. Die Taliban reklamieren die Tat für sich – und dementieren dann wieder.
Bilal Faizi, leitender Mitarbeiter der Notfallbehörde, sagte, die Einsatzkräfte seien noch am Dienstag mit der Beseitigung von Schutt und Trümmern aus dem Gotteshaus beschäftigt gewesen. Man gehe davon aus, dass noch weitere Menschen in dem Gebäude eingeschlossen seien, dessen Dach bei dem Anschlag zum Teil eingestürzt war. Faizi sprach von mehr als 150 Verletzten.
Die betroffene Moschee gehörte zu einer Einrichtung der Polizei, die sich in einer Hochsicherheitszone mit anderen Regierungsgebäuden befindet. Wie der Angreifer in das von Mauern umgebene Areal gelangen konnte, war zunächst unklar.
Mehr als 300 Gläubige hatten am Montagmorgen (Ortszeit) in dem Gotteshaus gebetet, als der Attentäter seine Sprengstoffweste zur Detonation brachte. Ein Teil des Dachs wurde durch die Wucht der Detonation weggeblasen.
Was vom Dach übrig geblieben sei, sei in sich zusammengefallen, und durch Trümmer seien weitere Menschen verletzt worden, sagte der Polizist Zafar Khan. Einsatzkräfte hätten Schutt- und Trümmerhaufen beiseiteschieben müssen, um zu den Eingeschlossenen vorzudringen.
Premierminister Shehbaz Sharif besuchte Verwundete in einer Klinik in Peschawar und kündigte ein hartes Vorgehen gegen jene an, die hinter der Bluttat steckten. „Das schiere Ausmaß dieser menschlichen Tragödie ist unvorstellbar. Das ist nichts weniger als ein Angriff auf Pakistan“, twitterte er.
Ghulam Ali, der Gouverneur der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, deren Hauptstadt Peschawar ist, räumte ein, dass eine Sicherheitspanne dazu geführt habe, dass der Attentäter in den Komplex gelangen konnte. Die Ermittlungen würden aber ergeben, „wie der Terrorist die Moschee betreten“ konnte.
Waren es die Taliban?
Ein Kommandeur der pakistanischen Taliban, Sarbakaf Mohmand, teilte auf Twitter mit, dass seine Gruppe den Anschlag verübt habe. Die Tat sei eine Vergeltung für die Tötung von Abdul Wali, genannt Omar Khalid Khurasani, in der afghanischen Provinz Paktika im August 2022, erklärte er.
Doch Stunden später distanzierte sich ein Sprecher der Taliban im Namen der Gruppe von dem Anschlag. Es sei nicht die Politik der pakistanischen Taliban, Moscheen, Seminare und religiöse Stätten anzugreifen, sagte er. Wer sich an solchen Taten beteilige, könne mit Bestrafung rechnen. Warum der Kommandeur sich zuvor anderslautend äußerte, erklärte er nicht.
Die pakistanischen Taliban, die als Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) bekannt sind, führen seit 15 Jahren einen Aufstand mit dem Ziel, eine stärkere Durchsetzung islamischen Rechts im Land zu erreichen. Sie fordern auch die Freilassung von inhaftierten Mitgliedern und eine Verringerung der Militärpräsenz in früheren Stammesregionen in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, wo die TTP stark vertreten ist.
Peschawar war in der Vergangenheit schon Schauplatz häufiger Anschläge, etwa im Jahr 2014, als eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban eine von der Armee betriebene Schule attackierte und 154 Menschen tötete, die meisten davon Schulkinder.
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