Anschlag in Nordsyrien: Dutzende Tote am Markttag

Auf einem Markt im nordsyrischen Afrin wurden mindestens 46 Menschen getötet. Die Türkei kontrolliert das Gebiet und beschuldigt kurdische Kämpfer.

Im Februar flüchteten Menschen in Massen nach Afrin – zuletzt war es ruhiger geworden Foto: Khalil Ashawi/Reuters

BEIRUT afp | Bei einem Anschlag auf einem Markt in Nordsyrien sind nach Angaben von Aktivisten am Dienstag mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. „Mindestens 46 Menschen wurden getötet und 50 weitere verwundet, als ein in einem Tanklastwagen platzierter Sprengsatz explodierte“, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Unter den Toten sollen auch sechs von der Türkei unterstützte Rebellenkämpfer sein.

Die Explosion ereignete sich den Angaben zufolge in der Stadt Afrin, die von den türkischen Streitkräften und ihren syrischen Verbündeten kontrolliert wird. Es blieb zunächst unklar, wer hinter dem Anschlag steckte. Das türkische Verteidigungsministerium machte im Onlinedienst Twitter die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) für den Angriff verantwortlich, die vor der Offensive die Region kontrolliert hatten. Die Türkei hatte die Region im März 2018 gemeinsam mit verbündeten Rebellen in einer Offensive von den kurdischen Kämpfern erobert.

Insgesamt hatte sich die Lage in Syrien zuletzt etwas beruhigt. Im März wurde nach Angaben der Beobachtungsstelle mit 103 getöteten Zivilisten die niedrigste monatliche Opferzahl seit Beginn des Konflikts vor neun Jahren registriert.

Laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle hatte die Zahl ziviler Todesopfer im Februar mit 275 noch mehr als doppelt so hoch gelegen als im März. Anfang März hatte die syrische Regierungsarmee ihre Militäroffensive gegen Rebellen und Dschihadisten in der nordwestlichen Region Idlib nach einer von Russland und der Türkei ausgehandelten Waffenruhe weitgehend eingestellt.

Die UNO fordert wegen der Corona-Krise eine landesweite Waffenruhe. Besonders von dem neuartigen Coronavirus bedroht sind die rund 6,5 Millionen syrischen Binnenflüchtlinge. Vor allem die hunderttausenden Zivilisten in Idlib nahe der türkischen Grenze leben unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und ohne Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Hilfsorganisationen warnen zudem vor einer Gesundheitskatastrophe in den überfüllten Gefängnissen der syrischen Regierung.

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