Anschlag in Nordsyrien: Dutzende Tote am Markttag
Auf einem Markt im nordsyrischen Afrin wurden mindestens 46 Menschen getötet. Die Türkei kontrolliert das Gebiet und beschuldigt kurdische Kämpfer.

Die Explosion ereignete sich den Angaben zufolge in der Stadt Afrin, die von den türkischen Streitkräften und ihren syrischen Verbündeten kontrolliert wird. Es blieb zunächst unklar, wer hinter dem Anschlag steckte. Das türkische Verteidigungsministerium machte im Onlinedienst Twitter die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) für den Angriff verantwortlich, die vor der Offensive die Region kontrolliert hatten. Die Türkei hatte die Region im März 2018 gemeinsam mit verbündeten Rebellen in einer Offensive von den kurdischen Kämpfern erobert.
Insgesamt hatte sich die Lage in Syrien zuletzt etwas beruhigt. Im März wurde nach Angaben der Beobachtungsstelle mit 103 getöteten Zivilisten die niedrigste monatliche Opferzahl seit Beginn des Konflikts vor neun Jahren registriert.
Laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle hatte die Zahl ziviler Todesopfer im Februar mit 275 noch mehr als doppelt so hoch gelegen als im März. Anfang März hatte die syrische Regierungsarmee ihre Militäroffensive gegen Rebellen und Dschihadisten in der nordwestlichen Region Idlib nach einer von Russland und der Türkei ausgehandelten Waffenruhe weitgehend eingestellt.
Die UNO fordert wegen der Corona-Krise eine landesweite Waffenruhe. Besonders von dem neuartigen Coronavirus bedroht sind die rund 6,5 Millionen syrischen Binnenflüchtlinge. Vor allem die hunderttausenden Zivilisten in Idlib nahe der türkischen Grenze leben unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und ohne Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Hilfsorganisationen warnen zudem vor einer Gesundheitskatastrophe in den überfüllten Gefängnissen der syrischen Regierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Robert Habeck tritt ab
„Ich will nicht wie ein Gespenst über die Flure laufen“
Kritik am Selbstbestimmungsgesetz
Kalkulierter Angriff
Habeck gibt Bundestagsmandat ab
Her mit der neuen Idee
Berlins neuste A100-Verlängerung
Vorfahrt für die menschenfeindliche Stadt
Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen
Chefarzt muss seinem Arbeitgeber gehorchen
Krise Polen-Ukraine
Wer soll Polen dann noch helfen?