Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Sechstes Todesopfer nach Anschlag in Magdeburg
Zweieinhalb Wochen nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt steigt die Zahl der Opfer. Eine Frau ist ihren Verletzungen erlegen.
Kurz vor Weihnachten war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Bislang sind sechs Menschen gestorben, ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Zudem gab es knapp 300 Verletzte.
Der Mann aus Saudi-Arabien sitzt in Untersuchungshaft. Er stand vor der Tat bei Ermittlungsverfahren immer wieder in Kontakt mit den Behörden. Zwischen April 2023 und Oktober 2024 trat er in sieben Ermittlungsverfahren in Erscheinung. In fünf Fällen war er Anzeigenerstatter, in zwei Fällen Beschuldigter.
Gutachten soll klären, ob Täter schuldfähig ist
Bei den Ermittlungen rückt nun die Frage der Schuldfähigkeit des 50-Jährigen ins Zentrum der Ermittlungen. Laut der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wird ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob und wie er psychisch erkrankt ist.
Zudem geht es um das Einsatzkonzept der Polizei und das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts. Der Mann war zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren. Laut dem Innenministerium in Magdeburg betrug der Abstand zwischen der Ampel und der Sperre zu beiden Seiten der Ampel jeweils rund sechs Meter. Der Standplan des Veranstalters sah eine Durchfahrtbreite von insgesamt vier Metern vor.
Weiterhin soll aufgearbeitet werden, wieso Flucht- und Rettungswege nicht mit Stahlketten gesichert waren. Auch warum ein Polizeifahrzeug ein paar Meter entfernt von einem vorgesehenen Standort stand, wird untersucht.
Seit Anschlag: ein rassistischer Übergriff pro Tag
Derweil berichtet die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt von 13 rechten oder rassistischen Übergriffen in Magdeburg, das entspräche nahezu einer Tat pro Tag. Zum Vergleich: 2023 hatte die Beratungsstelle insgesamt 56 Fälle registriert.
Klient:innen sprächen von einem „Klima der Ohnmacht und Angst“. Rassistische Beleidigungen im öffentlichen Raum und Bedrohungsszenarien wie Halsabschneidengesten oder Briefe mit rassistischen Parolen in einige Briefkästen. (taz/dmu)
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