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Anschlag auf Essener Sikh-TempelDritter Verdächtiger festgenommen

Spezialeinheiten der Essener Polizei nehmen einen dritten Verdächtigen fest. Die zuvor Festgenommenen sollen einen religiösen Hintergrund der Tat verneinen.

Joginer Singh, ein Pediger des Sikh-Gemeindezentrums, steht vor dem zerstörten Eingangsbereich im April Foto: dpa

Berlin afp | Nach dem Sprengstoffanschlag in einem Sikh-Tempel Mitte April in Essen hat die Polizei am Mittwochabend einen dritten Tatverdächtigen festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Essen habe das Amtsgericht Essen vor der Festnahme einen Haftbefehl erlassen, teilte die Essener Polizei in einer Pressemitteilung mit. Spezialeinheiten der Essener Polizei hätten den Verdächtigen gegen 18.00 Uhr am Hauptbahnhof der Stadt festgenommen.

Ein Begleiter des Festgenommenen befinde sich in Gewahrsam, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Ermittlungen dauerten an. Nach Informationen der Welt handelt es bei dem dritten Tatverdächtigen um einen 17-Jährigen. Er sei wegen Beihilfe zu versuchtem Mord angeklagt worden, berichtete die Zeitung. Ob der Generalbundesanwalt eingeschaltet werde, stehe derzeit noch nicht fest.

Die beiden zuvor festgenommenen Verdächtigen haben offenbar mit Dschihadisten sympathisiert. Zwar verneinten die beiden 16-Jährigen nach Angaben des NRW-Innenministeriums einen religiösen Hintergrund der Tat vom 16. April und gaben als Motiv „Spaß am Böllerbauen“ an.

Einer der beiden soll sich jedoch in der Schule positiv über die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geäußert haben. Dieser aus Gelsenkirchen stammende Verdächtige soll demnach auch die Terroranschläge vom November in Paris befürwortet haben. Einer jüdischen Mitschülerin drohte er den Angaben zufolge an, ihr das Genick zu brechen.

Der aus Essen stammende zweite Tatverdächtige war den Behörden zufolge bereits vor dem Anschlag auf den Sikh-Gebetsraum wegen Körperverletzung und Einbruchsdiebstahls bekannt. Er soll unter anderem auf seinem Facebook-Profil dschihadistische Symbole verwendet haben.

Bei dem Anschlag auf den Tempel der Religionsgemeinschaft der Sikh waren ein 60-Jähriger schwer und zwei weitere Männer im Alter von 47 und 56 Jahren leicht verletzt worden.

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2 Kommentare

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  • Zur Erinnerung:

    Bei den Terroranschlägen in Paris wurden vor weniger als einem halben Jahr 130 Menschen massakriert.

     

    Wäre der Junge nach seinen Aussagen zum IS in Gewahrsam genommen worden, dann hätte es dem für uns alle sehr peinlichen Terroranschlag auf den Sikh-Tempel nicht gekommen.

    • @Maike123:

      Stimmt, dann hätten wir nur peinlich mit minderjährigen gefüllte Gefängnisse. Außerdem wäre es echt schwierig zu beantworten, ob man all die Jugendlichen, die sich positiv auf den NS beziehen mit denen zusammen unterbringen sollte, oder doch eher getrennt...