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Anschläge auf FlüchtlingsunterkünfteFast jeden Tag ein Angriff

Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits mehr Attacken auf Unterkünfte gezählt als 2014. Aber sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig.

Jüterborg, Oktober 2016: Ein 20-Jähriger wirft zwei Brandsätze auf eine Unterkunft für Minderjährige Foto: dpa

Osnabrück afp | Trotz einer rückläufigen Tendenz gibt es in Deutschland im Schnitt fast immer noch jeden Tag einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 211 Angriffe auf Unterkünfte verübt, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) am Montag unter Berufung auf eine Statistik des Bundeskriminalamts berichtete.

Seit Januar blieben die Zahlen demnach weitgehend konstant und lagen pro Quartal bei rund 70. Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits mehr Attacken gezählt als 2014, als es im Gesamtjahr nur 199 waren.

Allerdings ist der Trend gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig. In den ersten neun Monaten 2016 gab es mit 866 Anschlägen noch mehr als viermal so viele Attacken. Im gesamten Jahr 2015 wurden 1031 Anschläge gezählt, 2016 waren es knapp tausend. Darunter fallen etwa Überfälle, Sprengstoffanschläge und Brandstiftungen.

Wenn man die Übergriffe über das dritte Quartal hinaus zählt, registrierte das BKA laut NOZ inzwischen 226 Übergriffe bundesweit seit Jahrenbeginn (Stand 23. Oktober). „Mindestens 213 davon hatten laut BKA einen rechtsradikalen Hintergrund, bei einigen weiteren Taten wird das vermutet“, berichtete die Zeitung in einer Pressemitteilung.

Bei den meisten Taten handelte es sich demnach um Sachbeschädigung (74), Schmierereien und Propaganda (71) sowie Überfälle und Gewaltdelikte (32). Es seien aber auch 12 Brandstiftungen und zwei Sprengstoffexplosionen darunter.

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5 Kommentare

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  • Warum berichten die Medien nicht mehr über die unschuldigen Opfer der deutschen Neonazis? Warum wird immer nur gegen Messerstecher und Vergewaltiger gehetzt? Ist das Leben der Kriegsflüchtlinge nichts mehr wert?

     

    Jeder Brandanschlag, jeder Sprengstoffanschlag und jede Pöbelei gegenüber Geflüchteten zerstört die Psyche dieser traumatisierten Menschen, die schon genug durchgemacht haben. Da darf man sich nicht beschweren, wenn sie zurück schlagen.

  • 800 Schmierereien an die Hauswand, 2 Böller und 3 eingeschlagene Scheiben, macht 805 Anschläge, die man in der Zeitung mit Bildern von einem ausgebrannten Haus garniert. Die Angstmasche funktioniert noch, nicht mehr Kommunisten und Aliens, nicht mehr Satanisten und Neonazis wie in den 90ern, aber die deutschen Wälder sterben immer noch munter weiter. Nicht zu vergessen, die angebliche "Islamisierung" und sonstige Untergänge des Abendlandes von Sarrazin, Pegida usw. Immer diese schwachsinnige deutsche Angstkultur mit ihren zutiefst antiliberalen Reflexen, ihrer Panikmache, ihren politischen Notlügen. Die Rechten mit der Migrantenkriminalität, die Linken mit der Nazigefahr. Angst, Angst, Angst.

  • Tja, das wird in den Nachrichten dann "unter ferner liefen" abgehandelt. Ist ja viel wichtiger, sich wochenlang mit den Linksterroristen zu befassen, die es wagen, ein paar Steine auf gepanzerte Polizisten zu werfen und Autos zu demolieren. Was sind da schon ein paar Sprengstoffanschläge oder Brandstiftungen? Sind ja schließlich keine "echten" Deutschen die davon betroffen sind... (falls nicht deutlich genug: /s).

  • Soweit ich die Definition richtig verstanden habe handelt es sich hierbei um Terrorismus, richtig?

    RECHTEN Terrorismus.

    • @Mitch Miller:

      Sie haben das falsch verstanden. Per definitionem können deutsche Arier nie Terroristen sein, allenfalls verwirrte Einzeltäter oder fehlgeleitete Jugendliche. Terrorismus gibt es nur in den Spektralfarben 'links' und 'islamistisch' und ist direkt gekoppelt an die Pigmentierung des Täters.