Anne-Frank-Haus zu Justin Bieber: „Wir freuen uns sehr“
Es ist in Ordnung, wenn Justin Bieber sich wünscht, Anne Frank hätte auch ein Fan von ihm sein können, meint Anne Marie Bekker vom Anne Frank-Haus in Amsterdam.
![](https://taz.de/picture/164748/14/JUstin_Bieber_ap_19032013.jpg)
taz: Frau Bekker, viele Anne Frank-Bewunderer, die ihr Tagebuch gelesen haben, empören sich auf der Facebook-Seite Ihres Museums über Biebers Kommentar. Sie empfinden ihn als unangemessen und selbstverliebt. Geht das Ihnen genauso?
Anne Marie Bekker: Nein, ich finde es in Ordnung, dass er sich – als Fan von Anne Frank – wünscht, sie hätte auch ein Fan von ihm sein können. Menschen urteilen manchmal zu leicht über eine Sache. Wir freuen uns sehr, dass er sich die Zeit genommen hat, das Museum zu besichtigen – sicher hätte er in Amsterdam auch etwas anderes machen können.
Auf Ihrer Facebook-Seite steht auch, dass Sie hoffen, sein Besuch inspiriere seine Fans, mehr über ihr Leben zu lernen. Glauben Sie, dass Bieber mit seinem Kommentar das Interesse junger Menschen auf Anne Frank lenken will?
Ich weiß es nicht – das war ein privater Besuch, aber wir wollten es dennoch gern auf unserer Seite erwähnen. Bieber wurde gebeten, einen Kommentar in unserem Gästebuch zu hinterlassen. Er hat viele Anhänger, die vielleicht auch gern mehr über Anne Frank lernen wollen, wenn sie seinen Kommentar lesen. Wir sind eines der wenigen Museen in Amsterdam, die regelmäßig junge Leute da haben, die sich für Geschichte und das Schicksal der Juden im zweiten Weltkrieg interessieren.
Warum haben Sie sich entschieden, den Kommentar auf Facebook zu veröffentlichen, wo nun abfällig darüber diskutiert wird?
Anne Marie Bekker ist Pressesprecherin des Anne Frank Hauses in Amsterdam.
Das ist unser normaler Vorgang; so wie wir es immer tun, wenn wir einen Promi ins Haus bekommen. Zum Beispiel war auch Whoopy Goldberg neulich da – ihr Gästebucheintrag steht auch auf der Seite. Wir veröffentlichen dort inzwischen auch den „Besucher der Woche“ mit Foto und Interview.
Glauben Sie denn, Anne Frank hätte sich tatsächlich für einen Teenie-Popstar wie Justin Bieber begeistern können?
Das kann ich Ihnen nicht sagen. In ihrem Zimmer hat sie Bilder von Filmstars aufgeklebt – sie war jung und hat sich dafür interessiert. Aber sie haben immer auch historische Persönlichkeiten beeindruckt, sie hatte ein großes Interesse an Kunst und Geschichte.
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