Annäherung von Saudi-Arabien und Iran: Einer nach Teheran, einer nach Riad
Die beiden rivalisierenden Staaten tauschen – nach Jahren der Funkstille – wieder Botschafter aus. Das könnte die Region stark verändern.
Die beiden rivalisierenden Regionalmächte hatten sich im März auf Vermittlung Chinas hin wieder angenähert. Zuvor herrschte zwischen den beiden Ländern eine siebenjährige diplomatische Eiszeit, nachdem bei Protesten gegen die Hinrichtung eines schiitischen Klerikers durch die saudiarabische Justiz diplomatische Vertretungen Saudi-Arabiens in Iran angegriffen wurden.
Mitte Juni reiste Kronprinz Faisal bin Farhan als erster saudiarabischer Außenminister seit 2006 nach Iran. Im gleichen Monat öffnete Iran seine Botschaft und Konsulate in Saudi-Arabien wieder. Saudi-Arabien wiederum öffnete Anfang August seine Botschaft in Teheran. Mitte August reiste der iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian dann nach Riad.
Das Potential Kräfteverhältnisse zu verschieben
Die Annäherung zwischen dem mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur der Welt, und dem mehrheitlich schiitischen Iran, der wegen seines Atomprogramms vom Westen sanktioniert wird, hat das Potenzial, die Kräfteverhältnisse in einer seit Jahrzehnten von Konflikten geprägten Region zu verschieben.
Kritiker befürchten unter anderem, dass die sich verbessernden Beziehungen der beiden eine erhoffte Annäherung Saudi-Arabiens an Israel verhindern könnte. Diese verläuft ohnehin zögerlich: Das Königreich knüpft eine Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen an die Erfüllung einiger Forderungen der Palästinenser. In einigen anderen Golfstaaten tragen die Bemühungen Israels bereits Früchte: In Bahrain wurde etwa am Montag die israelische Botschaft eröffnet, drei Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Doch nicht nur der Umgang mit Israel ist ein Konfliktpunkt zwischen Iran – der das kleine Land als seinen Erzfeind betrachtet – und Saudi-Arabien: Beide Länder vertreten in vielen regionalen Fragen sehr unterschiedliche Positionen oder stützen gar rivalisierende Konfliktparteien – etwa in Jemen.
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