Annäherung von Öko-Partei und Militär: Grüne Soldaten organisieren sich
Bundeswehrangehörige aus dem Grünen-Umfeld gründen einen eigenen Verein. „BundeswehrGrün“ will den Austausch von Partei und Armee fördern.
BERLIN taz | Soldat*innen mit grünem Parteibuch gründen nach taz-Informationen eine eigene Interessenvereinigung: Im Verein „BundeswehrGrün“ wollen sich grüne und grünennahe Soldat*innen, andere Bundeswehrangehörige und Reservist*innen zusammentun.
Derzeit arbeitet die Gruppe mit Sitz in Koblenz und Mitgliedern aus verschiedenen Städten noch an ihrem Eintrag ins Vereinsregister und an ihrem Internetauftritt. Ziel des Vereins soll es unter anderem sein, durch den Austausch zwischen Bundeswehrangehörigen auf der einen Seite und der Partei auf der anderen Seite das gegenseitige Verständnis zu fördern.
Andere Berufsgruppen haben schon ähnliche Zusammenschlüsse, die sich ebenfalls im Grünen-Kosmos bewegen, ohne offiziell Teil der Parteistruktur zu sein. So ist seit Anfang diesen Jahres die Initiative HandwerksGrün aktiv. Ihr Ziel ist es nach eigenen Angaben, die „immer noch sehr stark akademisch geprägte Partei stärker durch Handwerker*innen zu prägen“.
Im Verein PolizeiGrün organisieren sich schon seit 2013 Polizist*innen aus der Partei und dem Parteiumfeld, die sich laut ihrer Selbstbeschreibung für eine „tolerante, kritikfähige und rechtsstaatliche Bürgerpolizei“ einsetzen. In der Bundestagsfraktionen sitzt sogar eine Polizistin, die Innenpolitikerin Irene Mihalic.
Abgeordnete in Uniform
Prominent vernehmbare grüne Stimmen aus der Bundeswehr gab es dagegen bisher nicht. Eine Annäherung zwischen Partei und Armee war allerdings schon in den letzten Jahren zu beobachten. So nahmen die Bundestagsabgeordneten Tobias Lindner und Cem Özdemir 2019 an einer Wehrübung für zivile Führungskräfte teil. Sie trugen für ein paar Tage Uniform, durften schießen und erhielten temporär den Dienstgrad Oberleutnant.
„Als Parlamentarier entscheide ich über Mandate für Bundeswehreinsätze. (…) Da fand ich es gut, mir selbst einen tieferen Einblick in die Arbeit der Truppe zu verschaffen“, sagte Özdemir anschließend im Interview mit der taz. Interessant habe er gefunden, dass sich viele Soldat*innen als Grünen-Sympathisant*innen „geoutet“ hätten. „Die sagten: Danke, dass Sie da sind.“
Schon beim Grünen-Parteitag am vergangenen Sonntag hatten sich Bundeswehrangehörige mit Parteibuch eingebracht, darunter designierte Mitglieder von BundeswehrGrün. Mehrere von ihnen warben in einem Änderungsantrag für das Wahlprogramm dafür, dass sich die Grünen grundsätzlich für die Bewaffnung von Drohnen aussprechen. Der Antrag selbst scheiterte zwar. Der Parteitag entschied sich allerdings dafür, vom kategorischen Nein zu Kampfdrohnen abzulassen und die Bewaffnung künftig zu erwägen.
Leser*innenkommentare
Tragedy
Olivgrün an die Ostfront. Mit Kamerad Habeck für transatlantische Partnerschaft und gegen die ostischen Regime.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
War zu schnell.. Etwas Entspannungs-Musik:
www.youtube.com/watch?v=LI0G_RwHlYo
95820 (Profil gelöscht)
Gast
Versöhnen ohne zu Stöhnen.
Ergänzend zur "Versöhnung von Ökologie und Ökonomie" jetzt die Versöhnung von Pazifismus und Militarismus.
derSchreiber
Man könnte sich jetzt fragen, welche Interessen haben „grüne“ Bundeswehrsoldaten?
Dass Panzer CO²-neutral werden, Patronenhülsen biologisch abbaubar und Rüstungsexporte nur noch durchgeführt werden, wenn ein Fair Trade Siegel vorliegt?
Doch so ein Blick ist falsch.
Und Soldaten, oder ehemalige Soldaten mit grüner Meinung, gab es schon zu den Anfangstagen der Grünen. Ich sage nur Gert Bastian, Generalmajor a.D. der den NATO Doppelbeschluss ablehnte, von der SPD zu den Grünen wechselte und dann im Bundestag für diese Partei saß.
Auch der Kosovo Einsatz wurde damals unter Schröder scharf kritisiert und diskutiert.
Erinnert sei hier an Joschka Fischer der damals auf dem Parteitag sagte: „Uns nennt Ihr Kriegshetzer! Aber den Slobodan Milošević schlagt Ihr für einen Friedensnobelpreis vor oder wie?!“
Auch finde ich es sehr erfrischend, wenn zwischen den ganzen Wehrmachts-, Ritterkreuz- und SS-Fanclubs in der Bundeswehr sich auch andere Strömungen in unserer Armee finden.
Schließlich sollen es Bürger und nicht Nazis in Uniform sein und da ist es gut, wenn auch die nicht rechte Mehrheit unserer Soldaten sich endlich organisiert.
Beate Homann
@derSchreiber Gelungene Satire!
Thomas Brunst
In diesem Zusammenhang sei auch an die "kritischen Soldaten" vom Darmstädter Signal (Ak-DS, Gründungsjahr 1983 in Darmstadt) erinnert:
www.darmstaedter-signal.de/ueber-uns/
de.m.wikipedia.org...t%C3%A4dter_Signal
Pfanni
„Annäherung von Öko-Partei und Militär“
Nicht alle Grünen dürften damit sehr glücklich sein, insbes. nicht diejenigen, die von der BW nur das wissen, was sie darüber in BW-kritischen Medien gelesen und gehört haben. Wie werden sie den neuen Kurs mit ihrer pazifistischen Ideologie, wonach alle Soldaten Mörder sind, in Übereinstimmung bringen?
Thomas Müller
Da findet sich zusammen, was seit Joschka Fischers Plazet für einen völkerrechtswidrigen Angriff auf Restjugoslawien zusammen gehört.
Ria Sauter
Gast
Wenn ein Grüner eine Uniform anzieht und darauf stolz ist, läuten alle Alarmglocken.
Die Partei ist aus der Friedensbewegung heraus entstanden.
Unfassbar!
Chem Ö. macht sogar Schießübungen mit.
Wenn Politik und Soldaten eine Allianz eingehen, kann das fatale Folgen haben.
Wird zu schnell vergessen.